Alles zum Thema Motoröl – Teil 2 – SAE-Angabe und Mehrbereichsöle

Nun, nachdem wir mit Teil 1 und der Viskosität fertig sind, uns sozusagen den Grundstock angeeignet haben, können wir uns um die Bezeichnung von Motoröl kümmern. In so gut wie jeder Ölbezeichnung steckt die sogenannte Viskositätsklasse der Öle. Seit 1911 werden diese festgelegt und unterteilen Öle in Klassen unterschiedlichen Fließverhaltens.

Wir haben heutzutage ein wirklich entspanntes Leben. Öle werden, je nach Herstellervorgabe, nach einer gewissen Zeit oder Kilometerlaufleistung gewechselt und damit hat sich´s. Früher musste man sie noch zwei mal jährlich wechseln, da sie entweder für hohe, oder für niedrige Temperaturen geeignet waren. Winteröle besaßen ein „W“ im Namen, was bedeutete, dass sie für Einsatz bei tiefen Temperaturen freigegeben waren. Die Sommeröle hingegen, waren ausschließlich für höhere Temperaturen geeignet. Die Namensgebung sah folgendermaßen aus: SAE80 – Sommeröl, SAE80W – Winteröl.
Ein modernes Mehrbereichsöl erfüllt nicht nur die Vikositätsklasse eines W-Öles, sondern auch die Hochtemperaturanforderung eines Sommeröles. Die modernen Bezeichnungen lauten zum Beispiel: 5W30 oder 0W40.
Mehrbereichsöle wurden gegen Ende der 60er erfunden mit dem Ziel, dass sich ihre Viskosität unter Temperatureinfluss nicht mehr so stark ändert. Die oben genannten Einbereichsöle dagegen, waren auf einen relativ engen Temperturbereich eingegrenzt.motorolteil1philipsautoblog-2

Mehrbereichsöle basieren auf einem relativ dünnflüssigen Grundöl, dem verschiedene Additive beigemischt werden, um die gewünschten Fähigkeiten zu erreichen. So ist es im kalten Zustand immer noch flüssig genug, um pumpbar zu sein und im warmen Zustand immer noch so dick, um einen ausreichenden Schmierfilm zu gewährleisten. Einbereichsöle, die im kalten Zustand pumpbar waren und dünnflüssig, wurden bei Betriebstemperatur noch viel dünnflüssiger. Ab einem bestimmten Punkt war es dem Öl nicht mehr möglich, einen ausreichenden Schmierfilm zu produzieren und ein Sommeröl musste her. Das wiederum war im Winter zu zähflüssig, um pumpbar zu sein und schnell zu den zu schmierenden Stellen zu gelangen.motorolteil1philipsautoblog-4

Wenn man das hört, hat ein Mehrbereichsöl ja nur Vorteile, oder? Nicht ganz. Pingelige Geister würden anmerken, dass das Mehrbereichsöl durch die zugesetzten Additive schneller seine Viskosität verliert, als ein Einbereichsöl. Das ist heutzutage inzwischen aber zu vernachlässigen, da sich dies in einem Bereich abspielt, der kaum ins Gewicht fällt. Neue Additive machen es möglich, Longlife-Öle herzustellen mit einem Wechselintervall von bis zu 30.000km.

Was uns nun noch fehlt, um den Artikel zu beenden, ist die Bezeichnung der Mehrbereichsöle. Aus der ursprünglichen Bezeichnung für Einbereichsöle folgend, steht die Zahl vor dem „W“ für die Niedrigtemperatur-Viskosität, welche angibt, bis zu wie viel Grad das Öl noch pumpbar ist. Die Zahl danach für die Hochtemperatur-Viskosität, welche das Fließverhalten bei 100°C beschreibt. Um diese Zahlen auch deuten zu können, benötigt man eine Ölviskositäts-Tabelle.

Je niedriger die Zahl vor dem „W“ ist, desto niedriger können auch die Temperaturen sein, bei denen man das Öl einsetzen kann. So ist ein Öl mit „0W“ noch bei -40°C pumpbar, ein Öl mit „25W“ noch bei -15°C. Bei unserem obigen Ölbeispiel mit „5W“ können wir den Motor bis -35°C bedenkenlos starten.
Je größer die Zahl nach dem „W“, desto dickflüssiger ist das Öl bei 100°C. Ein SAE20 fördert 6,9mm²/sek, während ein SAE60 bei 21,9mm²/sek liegt. Wieder auf unser Beispiel bezogen, sind es 9,3mm²/sek.

Weiter geht´s mit Teil 3, den Leichtlaufölen und ob sie etwas bringen.

7 Kommentare zu „Alles zum Thema Motoröl – Teil 2 – SAE-Angabe und Mehrbereichsöle

    1. Vielen Dank für dieses und die anderen Kommentare. In Verbindung mit Deiner Wortwahl möchte ich nur kurz darauf hinweisen, dass es kein Team hinter diesem Blog gibt. Tatsächlich bin ich der Einzige, der hier Hand anlegt 😉

      LG,
      Philip

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  1. Top Beitrag, der mir sehr geholfen hat und den man super gut versteht!
    (Man hat endlich mal ne Vorstellung von Öl)
    Eine Frage hab ich allerdings: Du schreibst „Je größer die Zahl nach dem „W“, desto dickflüssiger ist das Öl bei 100°C. Ein SAE20 fördert 6,9mm²/sek, während ein SAE60 bei 21,9mm²/sek liegt.“ stimmt das so?
    Ich dachte jetzt eher „desto dünnflüssiger“ und demnach dann vom Volumenstrom höher förderbar (mehr Öl pumpbar; mm2/sec ist ja auch höher).
    Bin ich hier aufm falschen Pfad? Oder wie muss ich mir das vorstellen?

    Liebe Grüße und besten Dank schonmal!
    Pascal

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    1. Hi Pascal,
      erstmal vielen Dank für das Kompliment, es freut mich sehr, dass Dir die Artikel gefallen haben.
      Zu Deiner Frage: du bist da tatsächlich etwas auf dem falschen Pfad. Der Volumenstrom wird in mm³/s angegeben, hier haben wir mm²/s. Am einfachsten vorstellen lässt sich das denke ich über die Berechnung. Bei Ölen gibt es ja die dynamische und die kinematische Viskosität. Beide lassen sich messen, man kann die eine aber auch aus der anderen berechnen. Die dynamische Viskosität ist das Verhältnis von Schubspannung und Geschwindigkeitsgradient senkrecht zur Strömungsrichtung. Das wird auch als „Fließwiderstand innerhalb einer Flüssigkeit“ bezeichnet. Die kinematische Viskosität ergibt sich aus dem Verhältnis der dynamischen Viskosität und der Dichte, dem „Viskositäts-Dichte-Verhältnis“. Die kinematische Viskosität wird per Division der dynamischen Viskosität durch die Dichte ermittelt. Die Dichte unterscheidet sich nicht großartig zwischen den Ölen. Die Änderung der Dichte in Verbindung mit der Temperatur beträgt ebenfalls nur ein paar Prozent. Der größte Faktor in der Rechnung ist also die dynamische Viskosität – und die ist bei den hochviskosen Ölen eben deutlich höher.

      Ich hoffe, ich konnte Dir mit dieser Erklärung weiterhelfen und Du bist mit ihr zufrieden. Danke nochmal für Deinen Kommentar.

      Viele Grüße
      Philip

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