Alles zum Thema Motoröl – Teil 3 – Leichtlauföle und ob sie etwas bringen

Es ist eines der umstrittensten Themen, wenn es um Motoröl geht. Leichtlauföle. Wozu sind sie gut? Bringen sie wirklich was? Was haben sie für Vorteile, was für Nachteile? Und können sie erstere nur bei Hochleistungsmotoren ausspielen, oder auch bei kleinen Standardmotoren wie einem 1,4 oder 1,6 Liter Aggregat? Da wir nun mit der Viskosität und der SAE-Angabe alles Wissen beisammen haben, das wir benötigen, bringen wir doch mal Licht ins Dunkel.

Um auch den Lesern, die ihr Auto immer in die Werkstatt bringen, um das Öl wechseln zu lassen und es nur sehen, wenn es an Stellen austritt, wo es nicht austreten sollte, einen passenden Einstieg in die Materie zu geben, fangen wir mal mit folgender Frage an: Was sind Leichtlauföle überhaupt?

Leichtlauföle werden zumeist mit 0W oder 5W klassifiziert und wurden speziell auf eine allzeit sehr dünnflüssige, also niedrigviskose Konsistenz hin entwickelt. Diese soll die Reibungsverluste im Motor minimieren, was für einen geringeren Energieverlust sorgt. Das Besondere hierbei ist vor allem, dass diese flüssige Beschaffenheit nicht nur im warmen Zustand, sondern auch im kalten Zustand vorzufinden ist.motorolteil1philipsautoblog-4

Prinzipiell ist jedes Mehrbereichsöl, welches eine geringe Niedrigtemperaturviskosität aufweißt, ein Leichtlauföl. Die Kunst hierbei ist jedoch, die Schmiereigenschaften auch bei hohen Temperaturen zu gewährleisten. Schließlich wissen wir bereits aus dem Viskositätsartikel, dass sich Öl mit zunehmender Temperatur weiter verflüssigt. Um diese Herausforderung zu meistern, werden besondere und hochwertige Additive zum Öl hinzugegeben. Am Ende des synthetischen Herstellungsprozesses sagt man, das Öl habe jetzt eine „bessere Leistung“.

Wollen wir nun auf die Frage eingehen, wozu Leichtlauföle gut sind. Wie oben schon erwähnt, verringern sie durch ihre niedrige Viskosität in allen Temperaturbereichen den Energieverlust, den der Motor produziert. Dieser Energieverlust muss in der Folge nicht mehr durch eine höhere Leistungsabgabe des Motors ausgeglichen werden, was somit zu einem niedrigeren Kraftstoffverbrauch führt.motorolteil1philipsautoblog-2

Hier schließt sich sofort die Frage an: Bringen sie wirklich was?
Ja, das tun sie. Wenn auch nur marginal. Ein Leichtlauföl bringt unbestreitbare Vorteile, wenn man nur Kurzstrecke fährt. Der Kraftstoffverbrauch verringert im Mittel um etwa 5%. Sobald das Öl warm ist, gibt es keinen nennenswerten Unterschied mehr. Einen weiteren Vorteil bietet der schnellere Aufbau des Ölfilms im Motor, wodurch der Verschleiß beim Starten reduziert wird. Hier reden wir allerdings auch nur von kaum merkbaren Unterschieden. Schließlich dauert es auch beim „normalen Öl“ nur Bruchteile von Sekunden, bis der Schmierfilm an den wichtigen, zu schmierenden Teilen aufgebaut ist.

Die Vorteile liegen also auf der Hand. Existieren auch Nachteile? Eigentlich nicht. Unter extremen Belastungen, sprich bei Rennfahrzeugen, werden zumeist keine Leichtlauföle eingesetzt, da sie bei diesen Temperaturfenstern permanent an die Grenze der Belastbarkeit gebracht werden. Inzwischen wurden aber auch hier Fortschritte gemacht, sodass einige GT3 Fahrzeuge bereits mit Leichtlauföl gefahren werden. Die Nachteile beschränken sich bei Premiumleichtlaufölen also fast ausschließlich auf den Preis.

Ist dieser gerechtfertigt? Teilweise. Ein enorm langer Entwicklungs- und Testprozess ist nötig, bis das Öl so funktioniert, wie man es erwartet. Hinzu kommt, dass die Öle immer weiter entwickelt werden und auch entwickelt werden müssen. Sie spielen inzwischen eine große Rolle bei der Einsparung von Emissionen und somit auch für die Hersteller auf dem Weg, zu verbrauchsärmeren Fahrzeugen.

Wobei wir die Brücke geschlagen haben zum Thema: Taugen Leichtlauföle auch für kleine Motoren mit einer geringeren PS/Liter Leistung? Natürlich. Die Vorteile liegen schließlich in der Reduzierung des Verbrauchs und diese ist auch bei Standardmotoren zu erreichen. Egal, welcher Motor aber im Auto werkelt. Man muss immer darauf achten, dass die Herstellerangabe eingehalten wird. Es gibt genug Motoren, die ein Öl mit hoher Viskositätklasse benötigen. Hier ist von einer Verwendung von Leichtlauföl abzuraten. Also immer dran denken: Erst ins Handbuch schauen, dann Öl einfüllen!

Fazit:
Wenn man nur in der Stadt unterwegs ist, kann man mit Leichtlauföl nicht nur seinem Motor auf Dauer etwas Gutes tun, sondern auch noch Geld an der Tankstelle sparen. Fährt man aber vorwiegend längere Strecken, bietet ein Leichtlauföl keinen nennenswerten Vorteil mehr. Am besten ist sowieso, man hält sich an die Herstellervorgabe. In diesem Fall macht man vor allem heutzutage, wo alle auf Verbrauchreduzierung erpicht sind, nichts mehr falsch. Bei vielen älteren Motoren haben moderne Leichtlauföle übrigens sowieso keine Auswirkung auf den Verbrauch.

4 Kommentare zu „Alles zum Thema Motoröl – Teil 3 – Leichtlauföle und ob sie etwas bringen

  1. Hallo Phil,

    gute Artikelserie zum Thema Motoröl hast du hier auf die Beine gestellt.
    Großes Lob dafür! Hat mir sehr geholfen…

    Gruß

    Ein AutoFan

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  2. ZDDP bildet Ölschlamm wegen FeS-Abtrag an den Oberflächen. Deswegen soll man solche Öle mit hohen ZDDP-Anteilen auch in sehr kurzen Intervallen wechseln. Aber es gibt auch noch viele andere Produkte zwischen „Rennöl“ und „LowSAPS-Longlife“.

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