Die meisten von euch wissen, dass ich kein großer Fan von Erzeugnissen aus dem VAG-Konzern bin. Der Kandidat, um den es heute in dieser Rubrik geht, ist aber was anderes. Warum? Der war mein Fahrschulauto! Naja gut, nicht ganz..ich hab offiziell auf einem 1.6 FSI fahren gelernt, aber das Modell war zumindest das Gleiche. Und was soll ich sagen? Ich war zufrieden! Heutzutage wäre das sicherlich anders, aber genau aus dem Grund schauen wir uns auch den Cupra an und nicht den FSI.
Jetzt müssen wir an dieser Stelle mal etwas genauer definieren, welchen der ganzen Modelle mit TFSI Motor wir uns denn anschauen wollen. Die Basis bilden der Leon FR mit 200 bzw. 211PS. Da das aber keine Cupras sind, sind die raus. Allerdings ist das ein Tipp für diejenigen unter euch, die noch weniger ausgeben wollen für ein dennoch sehr solides, wenngleich weniger sportliches Auto. Der 265PS starke Cupra R ist die Speerspitze dieser Baureihe, passt aber immer noch nicht ins Budget. Also begnügen wir uns an dieser Stelle mit dem 241PS starken Cupra und wie immer sehen wir uns am Anfang die Technik an.

Angetrieben wird er, wie der FR und der Cupra R auch, von einem 2 Liter großen Vierzylindermotor, der bereits im Golf 5 GTI seine Premiere feierte.
Er ist vorne quer eingebaut (was eine Überraschung), schiebt seine 241 PS bei 5.700 Umdrehungen auf die Kurbelwelle und sein maximales Drehmoment von 300 Nm hat er bereits ab 2.200 Umdrehungen beisammen. Er ist 10,3:1 verdichtet und hat im Gegensatz zum zur gleichen Zeit auf dem Markt vorhandenen Golf 6 GTI keine Steuerkette, sondern einen Zahnriemen, der zwar wartungsintensiver ist, aber dafür in diesem Bezug deutlich zuverlässiger. Dieser Motor ist jedenfalls in der Lage, den 1450kg schweren Leon in 6,4 Sekunden auf 100 Sachen zu beschleunigen. Letzte Info: Der Motor hat das Kürzel „EA113“.

Aber wie fährt sich das ganze nun? Diejenigen unter euch, die die typische Turbocharakteristik mögen, werden begeistert sein. Das Turboloch beim Seat ist deutlich spürbar, danach gibt es aber einen ziemlichen Tritt ins Kreuz. Danach geht es dann zielstrebig bis zum Leistungsgipfel bei knapp unter 6.000. Danach kann man dann auch gerne schalten, passieren tut dann eh nicht mehr viel.
Querdynamisch gibt sich der Seat überhaupt nicht VW-like. Das ESP ist sehr zurückhaltend abgestimmt, wodurch sich sogar kleine Heckschwenks provozieren lassen. Gleichzeitig aber, ist das Auto sehr gutmütig und man landet nicht im Graben, wenn man es mal übertrieben hat. Auch die Bremse macht einen guten Job, was vielleicht auch zum Teil daran liegt, dass sie von Brembo ist. Bei allem Positiven was es zu berichten gibt, gibt es aber leider auch einen Makel: das fehlende Sperrdifferential. Denn wie bei allen Autos mit ein bisschen Bumms in der Hose, neigen die Räder gerne zum Durchdrehen – gerade beim Herausbeschleunigen aus Kurven.

Das stört aber weniger im Alltag, als vielmehr dann, wenn man das Auto auf engem Geläuf fliegen lässt und das passiert ja auch nicht so oft. Wenden wir uns jetzt lieber der Optik zu, bevor wir uns zu sehr in die Sache reinsteigern und starten außen. Der Leon selbst ist als nicht-R relativ unscheinbar. Lediglich ein Wabengrill und ein voluminöses Endrohr auf der linken Seite der Heckstoßstange lassen darauf schließen, dass hier kein einssechser Sauger zu Werke geht. Insgesamt ist die Grundform des Autos weit weniger sportlich, als die des Nachfolgers. Das heißt allerdings nicht, dass sie nicht gefällig ist. Eine schöne Linie, die erwähnten sportlichen Akzente und die versteckten hinteren Türgriffe geben im Gesamten doch ein sehr harmonisches Bild ab.

Das setzt sich im Innenraum allerdings leider nicht fort. Hier überwiegen Hartplastik und durchschnittliche Verarbeitung. Schön ist es nicht, aber irgendeinen Tod muss man sterben. Wenn man dies nicht bei Leistung oder Preis tut, dann bleibt quasi nur noch der Innenraum übrig. Ein Highlight gibt es aber doch – die sehr bequemen und dennoch sportlichen Recaros. Auch der Schaltknauf liegt gut zur Hand, wenngleich er etwas klobig ist und die Anordnung der Armaturen gefällt auch – obwohl die Öltemperatur fehlt und das Facelift (ab 2010) ein moderneres Display aufweist. Alles halb so wild also.
Was machen nun die Kosten? Beim Anschaffungspreis rechnen wir zur Zeit mit etwa 6.000€ für ein ordentliches Exemplar. Dann kommen nochmal 11€ KFZ-Steuer im Monat drauf und die Versicherung ist mit 15|24|21 (HP|TK|VK) auch in Ordnung. Dazu kommt, dass die Kaskotarife 2021 sogar jeweils um eine Klasse niedriger eingestuft werden. Bei den Spritkosten wird es wieder etwas teurer. So ist der Cupra zwar mit 8,1 Liter, in Wirklichkeit genehmigt er sich aber gerne 9,6 im Schnitt. Allerdings sind auch über 12 kein Problem, wenn man es ernst meint.

Dafür ist er nicht oft in der Werkstatt, das sollte man ihm zugute halten. Manchmal verstellen sich die Scheinwerfer, selten kommt es zu defekten Airbags. Außerdem können die Staubmanschetten der Antriebswellen schlapp machen und die Gläser der Nebelscheinwerfer springen bei einigen Fahrzeugen.
Was den Motor angeht kann es zu Problemen mit der Hochdruckpumpe kommen und auch zu übermäßigem Verschleiß der Pumpenstößel in Verbindung der Nockenwelle. Weiterhin kann es zur Verkokung des Zylinderkopfes und Ansaugtraktes kommen. Hier kann man mit einem Catchcansystem Abhilfe schaffen. Das alles sind aber Fehler, die nicht häufig vorkommen. Die Verkokung ist noch das häufigste Problem bei diesen Motoren. Kleiner Tipp zum Schluss: ersetzt das Longlife Öl durch ein 5W-40 Öl. Das mögen die Motoren lieber.
Schauen wir uns lieber was viel lustigeres an: Das Tuning! Was geht mit einer Stage 1? Machen wir es lieber gleich anders: Da ich ein großer Verfechter der Bar-Tek Produkte bin (deswegen sind die auch Partner), stell ich hier einfach mal den Link zu den Tuning-Guides rein und mache etwas Werbung:
https://www.bar-tek-tuning.de/tuning-guide-fuer-2.0l-tfsi-k04-turbo
Hier findet ihr alles, was das Herz begehrt für bis zu 500 PS.
Selbstverständlich könnt ihr auch zu jedem anderen Tuner laufen. Eine Stage 1 sollte um die 300 PS und 400 Nm bringen und nicht viel mehr als 600€ kosten. Dafür gibt es die Motoren schlichtweg zu lange.

Was fehlt noch? Achja das Fazit:
Solange euch die einfache Materialanmutung im Innenraum nicht stört und ihr es vertragt, wenn euer Auto sich einen Schluck mehr Sprit gönnt, dann kann ich euch den Leon nur ans Herz legen. Er macht Spaß, klingt gut, ist ziemlich zuverlässig und hat ziemlich viel Platz durch seine großzügige Karosserieform. Zudem gibt es viele Teile, wenn ihr auf Tuning steht und falls euch etwas um die Ohren fliegt ist es vergleichsweise günstig zu beheben. Zumindest die Ersatzteile sind günstig..
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
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Hallo Christopher,
es freut mich sehr, dass er Dir gefällt und hoffe, dass Dich die anderen Artikel ebenfalls begeistern. Wenn Du einen Artikelwunsch hast: immer raus damit 😊
VG Philip
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Hallo Philip,
klasse formuliert, die Bilder sind cool und alles zusammen hilft definitiv bei der Meinungsbildung, welcher es denn als Nächster sein darf. Da war die Lektüre eine Freude!
DANKESCHÖN und viele Grüße
Peter
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Vielen Dank Peter! Es freut mich sehr, dass der Artikel Dir gefällt! Es gibt auch noch einige andere Artikel in der Reihe, falls Du mehr Inspiration brauchst 😉
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Hi Phil, freu mich, von Dir zu hören. Ja, ich freue mich auf die Lektüre.
Nochmals herzliche Grüße und schönes WE, Peter.
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Ich wollte eigentlich fragen, ob ich da jetzt nochmals meinen Namen eintragen sollte und sehe, dass ich das nicht muss. Aber dann bin ich „Anonymus“. Jetzt gebe ich also nur nochmals meinen Namen ein. Prima, dann kann ich das auch. Sind nämlich erste „Gehversuche“.
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