Es gibt zwei Arten von Menschen auf der Welt: diejenigen, die das Auto als reines Fortbewegungsmittel sehen und die die das nicht tun. Bei der zweiten Art kommt es aufgrund dieser mehr oder minder ausgeprägten Leidenschaft häufig vor, dass das Auto getunt wird. Dabei sind die drei „F“s wahrscheinlich am weitesten verbreitet – Fahrwerk, Felgen, Folie. Viele verpassen dem Auto dann auch noch mehr Leistung, wobei der wichtigste Teil aber auf der Strecke bleibt – die Bremse. Dieser möchte ich eine neue Artikelreihe widmen, in der alles behandelt wird, was der autobegeisterte Durchschnittsbürger über dieses Thema wissen sollte. Fangen wir als Einleitung mit einem kurzen geschichtlichen Abriss an.
Die Geschichte der Bremse ist deutlich älter als die des Motors, des Fahrwerks, der Felgen oder gar der Folie – versteht sich. Bereits die Phönizier nutzten einfache Vorrichtungen zum Abbremsen ihrer Streitwagen. Später, als Kutschen erfunden wurden, gezogen von Pferden oder Ochsen, mussten zumeist die armen Tiere dafür Sorge tragen, dass nicht nur sie zum stehen kamen, sondern auch das schwere Fuhrwerk, dass durch die Trägheit von hinten nachschob. An Hängen allerdings kam dieses Prinzip an seine Grenzen, je nachdem wie schwer der Wagen beladen war.
Die ersten Bremsen bestanden daher aus hängenden Bremsschuhen oder Keilen, die gegen Boden oder Räder gehebelt wurden. Das Wort „Bremse“ kommt übrigens vom Wort „Premse“, welches ein Teil bezeichnete, das nicht zum Bremsen des Wagens sondern zum Zügeln eines wilden Pferdes verwendet wurde. Eine „Premse“ war eine Klammer, die den Pferden um die Nüstern gelegt wurde. Wenn dieses zu schnell oder zu wild wurde, wurde es gepremezt – also gebändigt.

Mit einem Holzkeil abzubremsen ist freilich je nach Geschwindigkeit der Kutsche eine reine Glückssache. Das erkannten auch die Menschen dieser Zeit und so wurde bald die erste Klotzbremse, auch Schleifbremse gennant entwickelt, welche sich gegen die Laufflächen der Kutschenräder drückten und diese so langsam bremsten.
Im frühen 19 Jh. wurde das Zweirad erfunden, ein Vorgänger des Fahrrades nur ohne Pedale. Bergab natürlich eine Mordsgaudi – bis man langsamer werden will. Daher wurde die dosierbare Schleifbremse am Hinterrad verbaut, um Aktionen nach „…and this is Jackass“ zu verhindern.

Der nächste Schritt des modernen Reisens erfolgte mit der Erfindung der Eisenbahn. Am Anfang wurde eine Bremsung noch realisiert, indem die Dampfkraft umgekehrt wurde und sich die Räder somit rückwärts drehten. Später bekam der Zugführer dankenswerterweise eine mechanische Handbremse zur Verfügung gestellt. Da ein Zug allerdings nicht nur aus der Lok besteht, sondern auch aus Waggons (daher Zug), die dem Zugfahrzeug noch mächtiger hinterher drängen als die Kutsche dem Ochsen, mussten diese ebenfalls gebremst werden. Am Anfang gab es noch kein einheitliches Bremssystem mit zentraler Steuerung, sondern die sogenannten „Bremser“. In jedem Waggon gab es einen, der die ganze Zeit an einem Hebel saß und auf ein Notsignal des Zugführers wartete, was aus zwei Pfiffen in eine Trillerpfeife bestand.
Mit der Einführung der zentralen Bremssteuerung entfiel auch der Beruf des Bremsers. Zudem wurde die Drehung der Achsen zur Bremsung genutzt. Ein Seil führte am kompletten Zug entlang, welches permanent gespannt war. Lockerte der Zugführer dieses, wurde die Bremsung ausgelöst.
Danach kamen auch noch weitere Entwicklungen ins Spiel. Da der Artikel allerdings schon relativ lang ist, zumindest für eine Einleitung, schauen wir noch schnell auf die Geschichte der Bremse im Automobil, die ja schließlich das Hauptthema dieser Artikelreihe ist. Bertha Benz, die erste Autofahrerin der Geschichte, musste bei der Jungfernfahrt des Patent-Motorwagens immer wieder bei diversen Sattlern halten, um die Lederbezüge der Bremsklötze erneuern zu lassen. Diese sorgten auf den Rädern für eine entsprechende Reibung zum Bremsen, verschlissen dafür allerdings auch recht schnell.

Von da an machte die Entwicklung des Automobils selbst, als auch die der Bremsen rasante Fortschritte. Louis Renault als auch Wilhelm Maybach erfanden parallel die Trommelbremse wie wir sie heute kennen. Malcolm Loughead, ein Amerikaner, erfindet das erste hydraulische Bremssystem. Frederick Lanchester aus England landet schließlich den großen Coup mit der Scheibenbremse. Einige Zeit später, 1978 gab es zum ersten Mal ein ABS in einem Auto, einem Mercedes.

Ab 1996 hielten weitere Bremsassistenten Einzug ins Automobil und diese werden immer weiter verfeinert. Worum geht es aber nun in der Reihe „alles zum Thema Bremsen“? Ich werde nach und nach verschiedene Bremssysteme genauer erklären, ihre Komponenten, physikalische Grundlagen und und und. Eben alles zum Thema Bremsen. Wenn ihr Fragen, Anmerkungen oder Wünsche habt, schreibt mir einfach.
Anmerkung: Die hier gezeigten Bilder sind nicht von mir. Die Quellen sind wie immer in der Bildbeschreibung hinterlegt.