Für den 16.11.2016 kündigte Alfa Romeo einen „Meilenstein in seiner über einem Jahruhundert langen Geschichte“ an. Wie sich das gehört, wurde dieser inklusive Live-Streaming direkt auf und von der Los Angeles Motor Show präsentiert. Natürlich warteten alle gespannt auf das, was kommen würde, wobei die Zeichen der Zeit eindeutig auf eine bestimmte Gattung Fahrzeug hindeuteten: Einen SUV. Die Präsentation kam und die Gerüchte bestätigten sich. Alfa Romeo steigt nun auch in den SUV-Boom ein. Fehlt nur noch Ferrari.
Stelvio soll er heißen und bildet damit eine Hommage an den höchsten asphaltierten Pass der italienischen Alpen, das Stilfser Joch, was im italienischen „Strada Statale 38 dello Stelvio“ heißt. Da sieht man mal wieder, was die Italiener uns mit ihrer Sprache voraus haben. Keiner würde einen BMW „Stilfser“ kaufen. Da klingt der Name ja schon unbeholfen.
Weiter im Text. Der Stelvio selbst ist 4,68m lang, 1,65m hoch und 2,16m breit. So bullig wirkt er allerdings gar nicht, da man in ihm durch viele Designelemene der Giulia, eher so etwas wie den übergewichtigen Bruder sieht, der mit seinem italienischen Flair trotzdem reihenweise die Herzen erobern kann. In meinen Augen wirkt er wie eine Mischung aus Giulia und dem ebenfalls ziemlich neuen Maserati Levante. Die Form ist schon sehr ähnlich und besonders von der Seite fällt die Verwandtschaft deutlich ins Auge. Es muss hart sein in einer Familie von durchtrainierten Athleten auf einmal der Dicke zu sein.
Das Übergewicht vergisst man sowieso sehr schnell, wenn man den Stelvio als Quadrifglio ordert, was ihn der Giulia noch näher bringt und außerdem den gleichen 510PS starken V6-Biturbo spendiert. Optisch, um das mal zu konkretisieren, bekommt er Felgen im gleichen Design, einen Dachkantenspoiler und einige Schürzen, Carboneinsätzen sowie ein spezielles Fahrwerk. Die vier schräg angeordneten Auspuffrohre, die auch die sportlichste Variante der Giulia kennzeichnen, besitzt auch der Stelvio in der Kleeblatt Variante.
Auch der Innenraum ist, bis auf wenige Details, stark an das der Giulia angelehnt. Lenkrad, Armaturen und dergleichen, versprechen mindestens die gleiche Materialanmutung wie in der Giulia, wenn nicht sogar besser. Vielleicht hat sich Alfa die konstruktive Kritik ja zu Herzen genommen. Mir gefällt´s auf jeden Fall gut.
Ein signifikanter Unterschied zur Giulia ist allerdings im Antriebsstrang zu finden. So verfügt der Stelvio Quadrifoglio nur über das Achtgang-Automatikgetriebe von ZF, wohingegen seine kleine Schwester auch handgeschaltet zur Welt kommen darf. Neben der Tatsache, dass ein solches SUV natürlich nicht handgeschaltet werden muss, erfolgt auch der Gangwechsel mit 150 Millisekunden (Race-Modus) deutlich schneller, als per Hand. Die Schaltwippen am Lenkrad tragen den Rest zum Racerfeeling bei, wobei ich mich mit einer solchen Formulierung bei einem SUV immer schwer tue.
Außerdem und das muss ich jetzt mal loswerden, empfinde ich Schaltwippen, welche fest an der Lenksäule montiert sind und sich somit nicht mitdrehend angeordnet, als keine gelungene Lösung. Hier merkt man aber den Einfluss von Ferrari in der Entwicklung, der Alfa nun auch Schaltwippen im Sensenformat herstellen lässt.
Wer keine 510 PS möchte, Gott verstehe warum, der kann auch den kleineren 2 Liter Motor wählen, der den Stelvio mit 280 PS und 400Nm auch mehr als ausreichend motorisieren dürfte und außerdem selbstverständlich etwas weniger Sprit durchzieht. Noch weiter am Kraftstoff sparen kann man auch mit dem Modus „Advanced Efficiency“ der Alfa Romeo DNA Pro, der Fahrprogrammauswahl von Alfa. Weiterhin stehen auch die Modi „Dynamic“, „Natural“ und „Race“.
Mit „Alfa Q4“ bekommt man im Stelvio auch einen Allradantrieb, der mit zusätzlichem Differenzial und aktivem Verteilergetriebe, „Active Tranfer Case“, state of the art ist und natürlich die Kraft je nach Einstellung der DNA variabel verteilen kann. Warum natürlich? Gehört heute doch schließlich zum guten Ton, oder? Im Normalfall gelangen 100% der Kraft an die Hinterräder. Verlieren die die Haftung, gelangen, je nach Einstellung und Fahrsituation, bis zu 60% der Kraft nach vorn. Um auch in Kurven Stabilität und Fahrspaß zu erhöhen, erlaubt das System einen Drehzahlunterschied von Vorder- und Hinterachse von bis zu 2,5%.
Natürlich übernimmt der Stelvio von der Giulia auch das Active Torque Vectoring System, was über ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferential die Kraft zwischen linken und rechtem Rad aufteilt. Natürlich wisst ihr, was ein Torque Vectoring System tut, ich erwähne es bloß der Vollständigkeit halber.
Um bei so viel Power auch Antriebseinflüsse auf die Lenkung zu vermeiden, hat sich Alfa die sogenannte Link-Technologie ausgedacht. Mit doppeltem Querlenker und halb-virteuller Lenkachse werden Antriebs- und Federungseinflüsse von der Lenkung abgekoppelt, was eine sehr direkte Auslegung der Lenkung ermöglicht, ohne dass es sich in auf Zug gefahrenen, engen Kurven selbstständig macht. Die Stoßdämpfer sind selbstverständlich auch elektronisch verstellbar (Alfa Active Suspension).
Preise und Verbrauchswerte stehen noch nicht fest, es ist aber davon auszugehen, dass beide höher ausfallen, als bei der Giulia.
Ich habe irgendwo gelesen, dass der Stelvio ein brake-by-wire System hat. Dieses Thema xx-by-wire wäre auch mal interessant, gerade was die Zuverlässigkeit und Sicherheit angeht.
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