Touristenfahrer in der Eifel gibt es wie Sand am Meer. Jeder möchte sein Auto einmal selbst über die legendäre Nordschleife pilotieren. Manche einfach, um es mal gemacht zu haben, andere mit ernsthafteren Absichten. Erstere haben entweder einen alten Corsa, einen Bulli oder, genau im Gegenteil, McLaren und Lamborghini. Sie haben aber eines gemeinsam: Sie sind fast alle langsam, weil das Auto entweder nicht mehr her gibt oder weil Heilig´s Blechle nicht kaputt gehen darf. Diejenigen mit ernsthafteren Absichten, stecken nicht selten ihr ganzes Geld in ein Ringtool, um damit dann über den Ring zu heizen. Das sehr oft und mit dem einzigen Ziel, immer schneller Rundenzeiten in das schönste Asphaltband der Welt zu brennen. Einer von Ihnen und obendrein einer der schnellsten ist Alex Hardt. Ich verfolge seinen YouTube-Kanal schon seit langem und hab Ihn kurzerhand nach einem Interview gefragt. Sympathisch wie er ist, kam ein paar Minuten später schon die Zusage. Also los geht´s.
„Hallo Alex. Ich verfolge Deinen Kanal und Deine Machenschaften auf der Nordschleife schon seit langem und sage gleich am Anfang des Interviews mal: Mein größter Respekt!
Bevor wir uns aber diesem Thema widmen, fangen wir mit den obligatorischen Fragen an, die ich jedem in der Autobranche stelle: Wann hat bei Dir die Begeisterung für Autos angefangen?“
„Die Begeisterung hat bei mir schon sehr früh angefangen. Ich habe schon als kleines Kind mit Matchbox Autos gespielt, bin Carrera Bahn gefahren usw. Mein Vater hat mich schon sehr früh mit zum Nürburgring genommen. Da er großer DTM Fan ist, hat er mich Jahr für Jahr mit zu den Rennen genommen was für mich immer super war. Ich hab mir immer gewünscht irgendwann selber in einem Rennauto über die Strecke zu fahren. Ich habe dann irgendwann angefangen (viel) Gran Turismo zu spielen und habe die Tage gezählt, bis ich endlich selber das erste Mal Auto fahren durfte.“
„Du bist, wie man unschwer erkennen kann, wenn man sich auf einem Deiner Social-Media-Konten herumtreibt, ein großer Fan der Marke BMW. Warum ausgerechnet dieser Hersteller?“
„Meine Eltern hatten schon mehrere BMWs als ich grade ins Teenageralter gekommen war, und ich fand die Autos damals schon klasse. Ich wurde also quasi hinein geboren. Als ich irgendwann Spaß am Driften gefunden habe (Gran Turismo) und ich feststellte, dass das mit BMWs ziemlich gut funktioniert aufgrund des Heckantriebs, stand für mich fest dass ich auch einen BMW fahren möchte.“
„Was war Dein erstes Auto?“
„Ein BMW E87 120d.“
„Bist Du damit dann sofort ab auf die Nordschleife? Wann hast Du angefangen regelmäßig Deine Runden zu drehen?“
„Ja bin ich. Ich habe den 1er 2 Monate nach meinem 18. Geburtstag gekauft (die Zeit davor wurde ich von meinen Eltern verdonnert den Opel Corsa (Erstwagen meiner Schwester) zu fahren. Ich bin dann zeitnah auf die Nordschleife gefahren und konnte die Strecke dank meiner Gran Turismo Erfahrungen vom Streckenverlauf schon auswendig. Der Unterschied von der Konsole zur Realität in Sachen Höhenunterschiede, Bodenwellen etc. war natürlich enorm.“
„Gab es im Vorfeld neben Gran Turismo auch irgendeine andere Vorbereitung?“
„Ich habe mir auch Onboardaufnahmen bei YouTube angeschaut. Hier kann man auch eine Menge lernen.“
„Hast Du Tipps für Leute, die noch nicht auf der Nordschleife gefahren sind?“
„Langsam ran tasten, immer den Rückspiegel im Auge behalten und sich nicht selbst überschätzen, geschweige denn die Nordschleife unterschätzen.“
„Kommen wir mal zur Historie Deiner Autos. Das Erste kennen wir ja schon. Zähle mal auf, was Du bist jetzt alles schon Dein Eigen nennen durftest.“
BMW E87 120d
BMW E87 130i (Daily und Ringtool)
BMW E46 M3 (Ringtool)
BMW E36 318ti (Winterauto)
BMW F20 118i (Daily)
BMW F21 M135i (Daily)
BMW E36 M3 (Ringtool)
BMW F22 M240i (Daily)
„Gab es auch Autos, bei denen Du dachtest: „Das ist mir zu schade für die Nordschleife.“? Machst Du Dir überhaupt sorgen, dass Du mal einen Unfall haben könntest und wenn wir schon dabei sind: Hattest Du schon mal einen?“
„Ja das hab ich mir jeweils bei meinen Alltagsautos gedacht, deswegen bin ich mit denen auch noch nie wirklich schnelle Runden gefahren, sondern rolle immer im 8. Gang daher und drifte dann nur ein paar Kurven. Für´s schnelle Fahren habe ich ja mein „Rennauto“.
Ich hatte schon mal einen Unfall mit meinem 120d damals. Bei den ersten Driftversuchen hab ich im Nachbarort in einem betonierten Bushäuschen geparkt. Der war dann leider hin und zwei Wochen später hab ich mir dann den schönen Reihensechszylinder 130i gekauft.
Sorgen macht man sich immer, klar. Vor allem die Freundin wenn ich auf der Nordschleife unterwegs bin. Aber ich blende das meistens aus. Ich fahre nie 100% und passe relativ gut auf, aber wenn was passiert, dann ist es eben so..“
„Kommen wir zu Deinen momentanen Autos. Einem BMW M240i und einem E36 M3, der Dir als Ringtool dient. Der M240i ist Dein Everyday-Driver. Natürlich ist er aber nicht Serie. Was hast Du dran gemacht?“
„Der 2er hat ein Drexler Sperrdifferential, H&R Tieferlegungsfeder, BBS RC Felgen, mehrere BMW Performance Teile, eine komplett auf Wunsch angefertigte Abgasanlage und noch ein paar Kleinigkeiten verbaut.“
„Der M3 ist ebenfalls nicht original, sondern komplett von Raeder Motorsport umgebaut. War das eine Art Kooperationsangebot oder hast Du den M3 auf eigene Faust gekauft und bist dann zu Raeder gegangen: „Hier bitte einmal umbauen.“?“
„Ne das war kein Kooperationsangebot. Den M3 hab ich auf eigene Faust gekauft, genau wie meinen E46 damals auch, und habe beide dann bei Raeder umbauen lassen. Die Raeder Jungs, besonders der Christoph Breuer unterstützen mich ganz gut und leisten klasse Arbeit, von daher bin ich dort gerne Kunde!“
„Schraubst Du eigentlich auch selbst an Deinen Autos oder bist Du eher der reine Fahrer?“
„Ich bin eher der reine Fahrer. Bremsbeläge und Räderwechsel etc. mache ich selber, aber sobald eine Bühne benötigt wird, bin ich leider raus.“
„In der Vergangenheit habe ich mitbekommen, dass Du bei der Abstimmung des M2 von Versus Performance beteiligt warst. Wie kam es zu dem Kontakt?“
„Der Tobi hat mich eines Tages angerufen und gefragt, ob ich mit ihm den M2 für den Auto Bild Sportscars Test abstimmen möchte. Er wurde auf mich über meine YouTube Videos und von mehreren Leuten aufmerksam. Ihm wurde gesagt, dass ich nicht nur gut am Lenkrad drehen kann, sondern auch ein Gespür für das Auto und Fahrwerk habe und das gut wiedergeben kann. Somit hat sich das Ganze ergeben.“
„Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?“
„Ja, es war eine super Erfahrung und es hat uns für die Zukunft extrem geholfen.“
„Wo wir schon beim zufrieden sein sind: Geld spielt keine Rolle. Welche Autos würdest Du Dir kaufen? Oder sind die, die Du momentan hast perfekt für Dich?“
„Ich bin sehr zufrieden mit meinen Autos, aber wenn Geld keine Rolle spielt, dann würde für mich nur ein Porsche 997 GT3 RS in Frage kommen. Es ist für mich das Non-plus-ultra für die Rennstrecke. Ich durfte das Auto über eine längere Zeit für ein Rennteam am Nürburgring testen und damit Taxifahrten machen. Die entstandenen Emotionen kann man leider nicht in Worte fassen..“
„Thema YouTube: Wie schon erwähnt bist Du dort seit einiger Zeit aktiv. Ich nehme einfach mal an, dass es Dir Spaß macht dort Deine Videos hochzuladen. Gibt es aber auch Momente, in denen Du es ein wenig satt hast? Den ein oder anderen „Hater“ gab es ja schon, wie ich mitbekommen habe. Was denkst Du, wenn Du die entsprechenden Kommentare liest, wie gehst Du damit um?“
„Es macht mir nach wie vor Spaß. Der große Unterschied zu anderen YouTubern ist, dass ich wirklich nur Videos hochlade wenn ich Lust dazu habe. Ich mache mir also keinen Stress. Wenn ein paar Wochen oder selbst Monate mal kein Video kommt, dann ist das halt so.
Bezüglich Hatern bin ich ziemlich gelassen unterwegs. Die wahren Gründe sind den meisten Menschen ja bekannt, und demnach gebe ich da nicht viel drauf. Ich mache das worauf ich Lust habe, wenn jemand die Videos nicht mag, dann muss er sich die ja nicht anschauen.“
„Du hast ja auch eine Freundin. Was sagt die zu Deinem Hobby? Motorsport ist ja nicht gerade günstig und viele Frauen können sich für das Thema Auto sowieso nicht erwärmen.“
„Ich kann mich mit meiner Freundin wirklich sehr glücklich schätzen. Sie kommt selber aus einer autoverrückten Familie und ist deshalb auch für den Motorsport zu begeistern. Sowas kommt in der Tat nicht so oft vor, gerade deswegen bin ich überglücklich, Sie an meiner Seite zu haben. Sie unterstützt mich bei Allem was ich tue und ist meine größte Stütze und dafür bin ich Ihr sehr dankbar.“
„Das klingt wirklich nach einem Glückstreffer. Hier ist die Zukunft also schon mal gesichert. Gibt es besondere Pläne beim Thema Auto?“
„Nicht direkt. Ich hoffe dass ich mit meinem E36 noch lange Spaß haben werden und hoffe natürlich, dass ich irgendwann den Sprung in die VLN etc. schaffe.“
„Hast du denn schon mal ein Angebot von einem Rennteam bekommen?“
„Ja, ich habe schon mehrere Angebote von Rennteams erhalten, leider ist das ohne Sponsor finanziell nicht machbar.
Mein erstes Rennen habe ich jedoch vor kurzem erfolgreich beendet mit dem VERSUS BMW M2 beim Tuner Grand Prix, jetzt schauen wir mal was die Zukunft bringt…“
„Vielen Dank für Deine Zeit Alex und viel Erfolg auch weiterhin auf der Nordschleife. Ich nehme mal an, wir bleiben in Kontakt.“
Zum Abschluss gibt es hier die Rekordrunde von Alex in seinem Reader Motorsport M3
Alex Hardt auf YouTube: https://www.youtube.com/user/grinsemanni
Alex Hardt auf Instagram: https://www.instagram.com/alexhardt7/
Alex Hardt auf Facebook: https://www.facebook.com/alex.hardt94
Hallo,
toller Beitrag!
Ein sehr spannendes Interview!
Der BMW M240i würde mich auch sehr gut gefallen 🙂
Gruß
Patrick
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