Ich habe gehofft und wurde nicht enttäuscht: Ich musste beruflich nach Aschaffenburg und bekam für diese Reise ein Auto gestellt. Meine einzige Info im Vorfeld: Es handelt sich um einen Peugeot. Dass diese Formulierung sehr großen Spielraum für das Ergebnis lässt, versteht sich von selbst. Peugeot bietet nämlich vom „fast-Bobbycar“ 108 mit 68 Sauger-PS, bis hin zum 308 GTi mit 272 Turbo-Pferdchen eine ganz schöne Bandbreite an Leistungsklassen und bis hoch zum VAN 5008 auch größentechnisch eine große Fahrzeugpalette an. Ich für meinen Teil hatte vor allem auf zwei Dinge gehofft:
1. eine ordentliche Motorisierung, denn ich möchte auf der Autobahn nicht so enden, wie mit dem Renault Twingo.
2. Ein Fahrzeug mit dem sogenannten „i-Cockpit“, bei dem man über das Lenkrad auf die Armaturen schaut. Mich interessiert seit der Einführung dieser Idee, wie es auf den Fahrer wirkt, sowie ob und wie gut man sich darauf, auch im Zusammenspiel mit dem kleinen Lenkrad, gewöhnt.
Kurzum: Es wurde der 308 SW GT mit dem 1,6 Liter THP Motor und 205 PS..Yay!
Längsdynamik
Der 1,6 Liter große Vierzylinder aus der Kooperation mit BMW ist ein wahres Prachtexemplar unter den eins sechsern. Er bietet in jedem Drehzahlbereich die passende Antwort auf die Befehle des Gaspedals, spricht gut an und schiebt den 1465 kg schweren Kombi spielend leicht nach vorne. 285 Nm ab 1750 U/min machen untenrum die Arbeit und werden später von der Leistung abgelöst, die bei 6000 Touren in 205 PS gipfelt. In 7,6 Sekunden erreicht der drehwillige Turbomotor so Landstraßentempo. Theoretisch würde es auch schneller gehen, aber der Benziner ist ausschließlich mit einem Handschaltgetriebe ausgerüstet. So knackig, wie hier der Knüppel durch die Gassen gleitet macht das aber sowieso mehr Spaß.
Querdynamik
Gegenüber dem normalen 308er ist die GT-Line um 10 Millimeter tiefer gelegt. Das fällt auch beim Federungskomfort auf. Der 308 ist straff ausgelegt, aber nicht hart. Lange Fahrten sind also ohne Probleme möglich. Der riesige Vorteil dieser Abstimmung ist aber, dass der Kombi wie auf Schienen durch Kurven gleitet. Die Reifen, serienmäßig Michelin Pilot Sport, tragen ihren Teil zum Grip bei. Auch das kleine Lenkrad liegt gut in der Hand, stört nicht beim rangieren und macht beim sportlichen Fahren mehr Spaß, als ich es im Vorfeld für möglich gehalten habe. Erst wenn es zu schnell um zu enge Biegungen geht, fängt der 308er an über die Vorderräder zu schieben.
Design
Peugeot hat mit dem aktuellen 308 ein vollständig neues Auto gezeichnet, welches in meinen Augen eines der schönsten in dieser Klasse ist. Die GT-Version setzt die Formen mit einigen besonderen Designelementen wie anderen Stoßstangen, Seitenschwellern und den wunderschönen Felgen besonders schön und sportlich in Szene. Durch den Einsatz von Chrom an vielen Flächen des Fahrzeuges wirkt das Auto nicht nur schnittiger, sondern auch sauberer, als es eigentlich ist. Für mich ist der 308er eines der schönsten Autos in dieser Klasse und dabei bin ich nicht der Einzige. Es wird sich oft umgedreht.
Materialanmutung
Peugeot muss nach einigen Patzern in der Vergangenheit seinen Ruf etwas aufpolieren und gibt sich dahingehend besonders beim 308er einige Mühe. Materialauswahl und Verarbeitungsqualität sind locker auf dem Niveau von VW und kratzt sogar schon an der von BMW oder Audi. Beispiele gefällig? Metalleinsätze in den Lüftungsdüsen, ein Schaltknauf aus gefrästem Aluminium, akzentsetzende Nähte wohin das Auge blickt.
Emotion
Bei der Emotion patzt der Peugeot etwas. Er ist super verarbeitet, hat einen guten Motor, ist echt hübsch und hat keine Ecken und Kanten. Keine Fehler, die ihn liebenswert machen, wie einen Alfa Romeo. Darüber hinaus ist der Auspuffsound für ein sportlich auftretendes Modell fast schon ein Witz. Ganz besonders fällt das auf, wenn man den R56 Mini Cooper S oder JCW zum Vergleich heranzieht, der aus dem gleichen Motor röhrte, bollerte, knatterte und sonstige Jahrmarktfertigkeiten abrief. Dieser Sound würde natürlich nicht zu einem 308 SW passen, aber gar kein Sound tut es genauso wenig. Die einzige Möglichkeit doch noch an einen solchen heranzukommen besteht über das Drücken der Sporttaste, welches neben einem Verfärben der Armaturen ins Rote über die Stereoanlage einen synthetisch erzeugten Sound einspielt. Nein Danke.
Alltag
Die Sportsitze sind nichts für Jedermann, denn obwohl sie einem auf Wunsch den Rücken massieren, können längere Fahrten durchaus aufs Kreuz gehen. Der Kraftstoffverbrauch geht mit etwa 9 Litern bei sportlicher Fahrweise voll in Ordnung. Einzig und allein der relativ kleine Tank setzt der Reichweite beim sportlichen Fahren deutliche Grenzen.
Preis/Leistung
Ab 31.350€ ist der GT-Kombi zu haben und kostet damit nur 3.000€ mehr, als ein Golf Variant Highline mit 1.4 TSI Motor und 6-Gang Handschaltung. Ich weiß, welchen ich kaufen würde. Kleiner Tipp: Es wäre nicht das deutsche Fabrikat.
Fazit:
Familienväter aufgepasst! Es muss nicht immer ein RS6 oder E63 AMG sein. Guter Durchzug, sportliches Fahrverhalten, sehr schönes Design und extrem viel Platz stehen ab 31.350€ zur Verfügung. Ein aufgeräumter Innenraum und ein kleines Lenkrad, mit dem das Fahren sehr viel Laune macht passen ebenfalls perfekt ins Bild. Allein Soundfetischisten sollten sich eventuell zweimal überlegen, ob der Löwe das richtige Auto ist.