Heutzutage ist es nicht mehr schwierig eine Tuningwerkstatt aufzumachen. Es gibt genug Leute, die Software schreiben können, genug Firmen, bei denen man Teile bestellen kann und der Rest ist nur noch Einbauen. Davon heben sich Firmen ab, die individuelle Lösungen anbieten und Sonderwünsche erfüllen können. Eine Liga darüber sind dann noch diejenigen, die Dein Auto nicht nur längsdynamisch schneller machen können, sondern auch querdynamisch. Wenn das Auto auf der Rennstrecke in jeder Hinsicht perfekt funktioniert weißt Du, dass da jemand mit richtig Ahnung Hand angelegt hat. So jemand ist Burt Herberg – ein Mensch den ich in wirklich kurzer Zeit nicht nur durch sein Fachwissen, sondern auch durch seine offene und herzliche Art sehr zu schätzen gelernt habe.
Hi Burt. Schön, dass wir das jetzt auch schaffen mit dem Interview. Du bist ja auch ein vielbeschäftigter Mann. Erzähl mal wie ein typischer Tagesablauf von Dir aussieht.
Ich stehe auf, frühstücke, geh mit dem Hund raus. Dann schaue ich mir an, was online, über die Mails und über Social Media reingekommen ist und bearbeite das. Der Rest ist der ganz normale Tagesrhythmus. Termine mit Kunden, in denen besprochen wird, was am Auto verändert werden soll, Angebote schreiben, Meetings, Teile bestellen, Probleme in der Werkstatt klären und und und. Das ist ein typischer Tagesablauf von mir.
Das ist Stand jetzt. Fangen wir chronologisch aber jetzt bei Deinen Anfängen an. Um Deinen Beruf zu machen, muss man ja ein Faible für Autos haben. Wann ist das bei Dir entstanden und warum?
Mein Vater war ein leidenschaftlicher Autofahrer. Das hat sich auf mich übertragen. Ich hab als kleiner Junge sehr viel mit Autos gespielt und hatte eine Carrerabahn. Da habe ich schon angefangen die Autos zu beschweren, Mossgummireifen aufzuziehen und habe so gemerkt, was man mit was erreichen kann. Das hat sich dann beim Fahrrad, beim Moped und schließlich beim ersten Auto fortgesetzt. Es ging in der Schule auch los, dass meine Mitschüler ihre Mopeds haben von mir tunen lassen. Damals waren das noch radikale Tuningmaßnahmen wie ein dickerer Krümmer, bearbeitete Kolben und ein anderer Vergaser. Das ging dann auf die ersten Autos über und irgendwann kam der Punkt, dass ich angefangen habe das beruflich zu machen.

Was war Dein erstes Auto?
Das habe ich von meiner Oma bekommen. Das war ein Opel Ascona B 1,9N 75PS Handschalter.
Das ist ein cooles Auto.
Im Nachhinein muss ich sagen ja. Hätte ich mal behalten und nicht wegwerfen sollen. (lacht)

Hast Du da bereits dran rumgebastelt?
Das Übliche: Tieferlegen, andere Felgen, breitere Reifen, Sportauspuff. Das Tuning hat sich aber natürlich verändert. Damals habe ich noch so Dinge gemacht wie Federn zu kürzen. Das war natürlich etwas brutal, aber so war es halt.
Was hast Du gemacht, bevor Du Deine Firma gegründet hast und wie ist ess anschließend zur Firmengründung gekommen?
Ich hab erst meine Ausbildung gemacht, dann meinen Hochschulabschluss und dann den Bauingenieur gemacht. Nach dem Studium hatte ich eine Baufirma, die ich erfolgreich verkaufen konnte. Dann war ich für 6 Jahre in Italien. Als ich zurückkam dachte ich mir: „Jetzt machst Du was, was Dir Spaß macht!“ und das waren die Fahrzeuge. 1999 habe ich angefangen mit einer kleinen Firma in Wiesbaden. Da muss man die Kontakte nutzen, die man hat. Mein Bruder legt Jeeps höher und baut sie um. Mit sowas hab ich angefangen. Nach 2 Jahren hatte ich mehr Lust auf sportliche Autos. Dann gab es Gespräche mit Eibach und diversen anderen Firmen. So hat sich das immer weiter aufgebaut, ist immer größer geworden und jetzt ist es das was es ist.
Was war das Haupttätigkeitsfeld Deiner Firma? Was interessiert Dich am meisten?
Am meisten interessiert mich definitiv die Fahrwerkstechnik. In der Tuningszene wird immer über Lautstärke und Leistung gesprochen. Aber man muss auch daran denken, wie man die Kraft auf die Straße bringt. Da ich selbst gerne sehr sportlich fahre und auch viel auf der Rennstrecke unterwegs bin habe ich entdeckt, wie viel Potenzial eigentlich darin steckt. Aus diesem Grund habe ich mich darauf spezialisiert. Heute habe ich Partner wie KW, deren Produkte mit meinem Wissen gepaart jedes Auto quasi komplett umkrempeln können. Ich habe über die Jahre gelernt, auf Kundenwünsche einzugehen und diese auch umzusetzen. Und die Resonanz ist durchweg positiv.

Du hast ja eine Zeit mit Sidney zusammengearbeitet. Wie hast Du ihn kennengelernt?
Sidney hab ich damals über Lieferantenpartner kennengelernt. Wir waren durch das Thema Motorrad und Ducati auf einer Wellenlänge, haben uns lange unterhalten und bei diesen Gesprächen ist eine Geschäftsidee entstanden, die wir versucht haben umzusetzen. Leider ist wegen Zeitmangel daraus nichts geworden, was ich sehr bedauere. Sidney ist ein sehr charismatischer, netter und hilfsbereiter Mensch und es ist sehr angenehm mit ihm Zeit zu verbringen.
Du hast Deine Firma aus persönlichen Gründen jetzt nicht mehr, bist aber im Begriff ein neues Geschäftsmodell aufzustellen. Wie sieht das aus?
Das Problem mit einer alten Firma war, dass ich mich wieder wegbewegt habe von dem, was ich eigentlich machen wollte. Es hat nichts mehr mit Tuning zu tun, wenn Du nur noch dabei bist, Angestellte zu führen und Papierkram zu machen. Ich möchte jetzt wieder zurück zu den Wurzeln und zu dem was mir Spaß macht. Spaß macht mir zusammen mit dem Kunden am Auto Ideen für´s Auto zu entwickeln. Aus diesem Grund gibt es jetzt Pläne für ein Driving Center. Hier kann man komplett markenunabhängig mit seinem Auto hinfahren und bekommt ein Rundum-Sorglos-Paket. Fahrzeuguntersuchung, Tuning, Wartung, Lackierung und und und. Das gibt es bis dato so noch nicht. Alles unter einem Dach, um dem Kunden jeden Wunsch zu erfüllen, den er hat. Wir sind Ansprechpartner und er muss sich nicht darum kümmern alles abzuklappern. Von der Beratung über den Umbau bis zur TÜV-Abnahme wird alles bei uns gemacht.

Wenn man bloß ein Fahrwerk möchte. Warum sollte man ausgerechnet damit zu Dir kommen?
Natürlich gibt es viele Firmen, die das gut können. Ich habe auch kein Problem damit, Kunden an diese Firmen zu verweisen. Wir haben den Vorteil der Premiumpartner und den Erfahrungsschatz. Bei einem kostenintensiven Fahrwerk möchte ich natürlich jemanden, der mir das auch nach meinen Wünschen einstellen kann und das Potenzial nutzen.
Eine Firma ist nichts, ohne ihre Mitarbeiter. Teilen Deine Mitarbeiter den Spirit? Was fahren die für Autos?
Meine Mitarbeiter sind sehr BMW-lastig unterwegs. Mehrere 7er, teilweise auf Luft, teilweise mit selbst gebauten Felgen. Auch ein TT RS ist dabei. Wichtig ist mir, dass meine Mitarbeiter Lust auf Tuning haben und Spaß daran. Das haben Sie und das freut mich immer wieder. So wird nämlich auch bessere Arbeit geleistet. Meine Jungs leben das.
Du bist sehr viel auf Rennstrecken unterwegs. Welche Autos nutzt Du und warum bist Du so ein Rennstreckenfan?
Ich liebe das Adrenalin und die Anspannung. Es muss alles passen, um schnell zu sein. Vorher baut man die Technik und dann kommt es darauf an die zu beherrschen. Am meisten bin ich auf der Nordschleife unterwegs. Eine einmalige Geschichte: herausfordernd, wenig verzeihend, anspruchsvoll. Außerdem kann man hier optimal Fahrwerke testen, was auch mir und meiner Arbeit wieder zugute kommt.

Zum Fahren brauche ich einfach ein Auto, in das ich Vertrauen habe. Nur wenn ich das Auto kenne und Vertrauen habe, kann ich auch schnell fahren. Ich habe mir einen E36 M3 aufgebaut mit Pandem Kit. Da hat mir Sidney geholfen das anzubringen. Mit diesem Auto kann man sehr schön ans Limit gehen. 350 PS sind gut beherrschbar und man bringt sich auch nicht gleich um. Darüber hinaus allgemein den BMW M4, weil ich den auch kenne. Ein sehr ausgewogenes Auto, was sich ebenfalls gut beherrschen lässt.

Es gibt zur Zeit vermehrt Diskussionen über zu laute Autos, illegale Straßenrennen und die sogenannte „Autoposerszene“. Macht euch das als Firma zu schaffen?
Das macht uns natürlich zu schaffen. Das ist eine Randgruppe und keineswegs die Mehrzahl. Aber diese Randgruppe sorgt dafür, dass Stimmung gegen Tuning entsteht. Das macht uns einfach den Markt kaputt. Es gibt mehr als genug Leute, die mit getunten Autos ganz normal fahren. Das befürworten wir: Man sollte Spaß an seinem Auto haben aber nur wenn dadurch kein anderer belästigt, gefährdet oder gestört wird.
Wie glaubst Du, könnte man in diesem Bezug ein Umdenken bei den Leuten erreichen?
Bei der Randgruppe durch angemessene Strafen und bei den Leuten die dadurch ein negatives Bild vom Tuning haben nur durch einen „runden Tisch“. Man kann nur beteuern, dass man damit nichts zu tun hat. Aber das ist nur schwer möglich.
Wer so viel zu tun hat mit Autos und so dafür brennt, der ist doch privat sicherlich auch sehr verbunden damit. Oder bist Du eher jemand, der nach Hause geht und dann nichts mehr wissen will von Autos, weil er einfach irgendwann genug hat davon?
Nein ich lebe das und es gehört auch zu meinem Leben. Nach Feierabend setze ich mich in mein getuntes Auto und freue mich drüber. Ich fahre auch privat auf Treffen, fahre am Wochenende auch mal mit Kunden auf die Rennstrecke und und und.

Schauen wir nochmal in die Zukunft. Ich trauere jetzt schon um die Verbrennungsmotoren. Du sicherlich auch. Aber wie bereitet ihr euch auf die „Mobilität der Zukunft vor? Abgesehen mal von Fahrwerken, Felgen und Reifen, die natürlich auch ein Elektroauto braucht?
Die Entwicklung sehe ich gerade gar nicht als problematisch. Was mir Sorgen macht ist, dass das Interesse am Auto allgemein abnimmt. Die Autoindustrie hat es schlichtweg verpasst die Jugend abzuholen. Die schauen heute aufs Handy, auf Computerspiele, aber kaum noch auf Autos. Die Autos heutzutage lösen immer weniger das „Haben-wollen“ Gefühl aus. Das macht mir Angst. Genauso wie das autonome Fahren. Dann ist das Auto nämlich kein Eigentum mehr. Dann buchst Du dir eins übers Internet, das fährt Dich dahin wo Du möchtest und dann wäre Tuning tot.
Danke für das Interview Burt. Das war doch etwas entspannter als Dir im Auto die Fragen zu stellen, während Du es über die Rennstrecke prügelst. Ich freue mich auf das nächste Treffen.
Ich mich ebenfalls. Bis bald!

Welche Firma soll Burt denn haben?
Die insolvente wo jede Menge Gläubiger auf einen Cent warten?
Schon eine Frechheit überhaupt noch ein Interview zu geben.
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Hallo Markus,
mit geschäftlichen Dingen beschäftige ich mich nicht. Ich habe Burt als sehr netten Menschen kennen gelernt und seine Liebe zu Autos und zum Motorsport waren für mich Grund genug ein Interview zu machen. Denn diese Dinge sind auch Gegenstand des Gesprächs
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