ELIA Mégane RS

Immer schneller werden die Autos, immer perfekter. Besonders bei Sportwagen und bei jenen Autos, die sich als solche verstehen, tobt der Kampf um die Klassenkrone immer stärker. Das Ziel ist es die härteste Rennstrecke der Welt, die Nordschleife, in kürzerer Zeit zu umrunden, als es die Konkurrenz tut. Eines DER Duelle der Vergangenheit war Seat gegen Renault. León Cupra gegen Mégane RS. Vorläufiges Ergebnis damals: eben jener, zu der Zeit neue Cupra, steckte den  275 PS starken Mégane relativ locker in die Tasche. Renault ließ sich das nicht gefallen und schickte daraufhin ein noch kompromissloseres und obendrein limitiertes Modell in den Ring, was die Krone knapp zurück gewann. Beim Trophy R hatte sich leistungsmäßig nichts geändert. Die Rückbank war jedoch raus geflogen und einer Domstrebe gewichen und das Fahrwerk war nun voll einstellbar. Weniger Alltagsnutzen, schnellere Rundenzeit. Doch geht nicht beides?

Sicher, man braucht nur einfach etwas mehr Schmalz unter der Haube. Wer schon einmal einen Mégane RS gefahren ist wird wissen, dass es keinen kompromissloseren, härteren und zügelloseren Kompaktsportler gibt, als ihn. Warum also mehr Geld ausgeben für ein nahezu identisches Auto, was nur den Vorteil hat, einen noch straffer auf die Folterbank der schlecht geteerten Straßen zu spannen? Eben. Aus diesem Grund: Mehr Schmalz. Der Renault-Händler meines Vertrauens, die Schneider Gruppe in Röhrsdorf, gewährte mir einen Ritt auf der Kanonenkugel namens Trophy, ihrerseits Serie 275 PS stark, ohne „R“ und mit Rücksitzbank, die aber zusätzlich ein wenig Pflege von ELIA Tuning erhalten hatte. Ladeluftkühler, Edelstahlkomplettauspuffanlage mit Klappe inklusive Fernsteuerung, Sportluftfilter und ein Zusatzsteuergerät, erhöhen die Leistung auf knackige 300 PS und 400Nm Drehmoment. Das gibt´s alles für 2.465€ exklusive Einbau. Wie fährt sich so ein Mégane nach dieser Leistungskur?ELIAMéganeRS-philipsautoblog (2)

Längsdynamik

Der Mégane tritt kräftig an, ab ca. 2000 Touren kommt schon Leben in die Bude, ab 3500 folgt eine kleine Eskalation, ab 6000 läuft er langsam aus. Die Charakteristik bleibt weitestgehend die eines serienmäßigen Mégane RS, nur die Spitzenwerte ändern sich, wie es bei Zusatzsteuergeräten üblich ist. Dennoch ist es ein Erlebnis, wie dieser RS voran stürmt. Besonders im mittleren Drehzahlbereich. Zu einem kleinen Teil ist dieses Empfinden allerdings auch ein subjektives, aufgrund der kompromisslosen Abstimmung des Motors, der relativ klar und ungeniert deutlich macht, dass er mit einem Turbo befeuert wird. Diejenigen unter euch, die schon einmal einen RS gefahren haben, werden mich verstehen. Leider sind mir ein- oder zweimal Leistungseinbrüche unter Volllast aufgefallen. Zweifelsohne eine Folge der Leistungssteigerung durch Zusatzsteuergerät.

Querdynamik

Genauso kompromisslos. ELIA hat keine Hand an Fahrwerk, Reifen oder andere, vergleichbare Komponenten gelegt. Wozu auch? Renault hat mit Sportreifen, einem extrem sportlichen Fahrwerk, Differenzialsperre und dergleichen dafür gesorgt, dass es nicht mehr viel zu verbessern gibt, solange man noch Lust haben soll, auch im Alltag in den Kompaktsportler einzusteigen. Der Mégane zieht sauber aus den Kurven raus und dabei auch hin und wieder ordentlich am Lenkrad. Wenn man ihn über längere Zeit fährt und sich an ihn gewöhnt, kommt man sehr schnell an den Punkt, an dem man ihn so fahren kann, dass eine sehr geschmeidige und vor Allem schnelle Linie entsteht, die im alltäglichen Straßenverkehr aber leider nicht mehr realisierbar ist. Auf der Rennstrecke fühlt man sich dafür umso wohler. Hier gehört der Mégane auch hin.

Emotion

Der Turbo zwitschert Dank der Ansaugung, der neue Auspuff brüllt Dank der Klappe. Der ELIA Mégane ist eine echte Rampensau. Er knattert, pfeift, zischt, röhrt und tut auch sonst alles, um ja nicht übersehen zu werden. Für einen Zwoliter Vierzylinder in jedem Fall ganz großes Kino!

Alltag

Mit diesem Auto muss man eine gewisse Leidensfähigkeit an den Tag legen. Ein Mégane RS war noch nie die komfortabelste Art und Weise, um von A nach B zu kommen. In einem Trophy wird die Sache nicht gerade besser. Wenn der eigens entwickelte Sportauspuff offen ist, dröhnt es im Innenraum je nach Drehzahlniveau fast schon ohrenbetäubend. Eine offene Klappe ist also nur in Situationen zu empfehlen, in denen einen die Racerlaune packt, oder direkt auf der Rennstrecke. Auf längeren Strecken ist man froh, eine kleine Fernsteuerung zu haben, die dem Dröhnen ein Ende macht.
Kurzum: Der Mégane ist sehr wohl Alltagstauglich, aber nicht sehr bequem. Neben dem Fahrwerk ist auch das Renngestühl von Recaro sehr straff, überzeugt dafür aber mit perfektem Seitenhalt. Wer sportliche Härte allerdings auch im Alltag mag, für den ist das Gesamtpaket ein Überzeugendes.

Preis/Leistung

Etwas mehr als 3.000€ inklusive Einbau. Für mein Empfinden ein absolut faires Angebot. 25 PS und 40 Nm mehr klingen nicht nach viel, allerdings stehen sie mit der ganzen neuen Hardware stets auf Abruf bereit. Mehr Luft zum Ansaugen, kühlere Luft für den Motor durch den Ladeluftkühler und ein deutlich verbesserter Abgasstrom durch die Klappenanlage. Das alles sorgt für absolut zuverlässige Mehrleistung in jeder Situation. Vor allem bei Tuning durch Zusatzsteuergeräte ist ohne solche Zubehörteile oft schnell Ende mit der homogenen Leistungsentfaltung. Dennoch gäbe es eine Verbesserung, die dem Ganzen den letzten Schliff geben würde. Die Software sollte direkt ins Steuergerät gespielt werden, die Mehrleistung nicht durch ein Zusatzsteuergerät zustande kommen. Dies würde für ein noch harmonischeres und ausgewogeneres Gesamtpaket sorgen.

Fazit:

Wer einen Renault Mégane RS hat und auch öfter mal auf einer Rennstrecke zu Besuch ist, der sollte sich dieses Angebot wirklich einmal durch den Kopf gehen lassen. Viele Zubehörteile zur Festigung der Leistungssteigerung, ein Hammersound hinten und das vergnügliche zischeln des Turbos vorne für einen absolut fairen Preis. Einzig und allein die Leistungssteigerung durch Zusatzsteuergerät stört noch ein wenig das Gesamterlebnis.
Wer nur hin und wieder, wenn überhaupt zu einer Rennstrecke fährt, der kann sich die Kosten für dieses Paket auch sparen. Im Straßenverkehr ist auch der serienmäßige RS, zumindest abseits der Autobahn, schon völlig übermotorisiert.ELIAMéganeRS-philipsautoblog (6)

 

 

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