Wer einen meiner ersten Artikel zum Porsche Cayman gelesen hat, der wird wissen, dass ich Porsche für das perfekteste Auto der Welt halte. Wer selbst schon mal einen Sportwagen aus Zuffenhausen fahren durfte wird auch wissen, dass ich damit gar nicht mal so Unrecht habe. Gerade deswegen habe ich mich so sehr auf die Fahrt im Carrera 4 GTS gefreut. B6 Biturbo, 450 PS und laut Berichten auf dem Track teilweise schneller als ein GT3 RS oder Turbo S. Kurze Zeiteinordnung: Wir befinden uns wieder in Zwickau und steigen wieder aus dem R8 aus…
(Video folgt am Ende des Artikels)
„Hat alles gepasst?“, fragt mich der Verleiher.
„Ja, Hammer Auto. Allerdings ist am Ende der Allradantrieb ausgefallen.“
Er setzt sich ins Auto, startet den Motor. Kein Warnlämpchen, kein Hinweis vom Bordcomputer.
„Hier wird nichts angezeigt.“
„Dann wird er sich wohl wieder beruhigt haben.“
„Es kann sein, dass die Steuergeräte nicht genügend Zeit hatten hochzufahren, weil sofort der Motor gestartet wurde. Dann wird ein Fehler abgelegt und der Allrad nicht funktioniert nicht.“
Ich muss dazu sagen, dass diese Gespräche immer nach meinem Erinnerungsprotokoll geschrieben werden und deshalb kein Anspruch auf absolute Richtigkeit besteht. Allerdings war dies ziemlich genau die Erklärung, die mir gegeben wurde.
Verständlich, dass ich daraufhin ziemlich baff war, war es doch kein Dacia Duster, den ich hier unter dem Hintern hatte, sondern ein 230.000€ teurer Audi R8 Spyder, welcher anscheinend hin und wieder erst ein wenig Bedenkzeit braucht, bis er sich entschließt reibungsfrei anzuspringen.
Doch dies nur am Rande und weil ich vergessen hatte es im R8 Artikel zu erwähnen. Was viel wichtiger war: Ich durfte jetzt in den Porsche!
Wie zu erwarten der erste Eindruck: Perfekt. Alles da, wo es hin sollte. Navi, Knöpfe, Schalthebel und so weiter und so fort. Die Hälfte des Innenraums besteht anscheinend aus Alcantara, ein Umstand, den ich sehr begrüße. Das Cockpit selbst unterscheidet sich übrigens relativ wenig von dem eines Cayman. Hinter dem Lenkrad befinden sich zwei Rundinstrumente mehr und insgesamt hat man natürlich etwas mehr Platz im Innenraum, als in dem seines kleinen Bruders. Darüber hinaus war es doch sehr bekanntes Terrain, in dem ich mich befand.
Im Vergleich zum Audi ist der Porsche natürlich ein komplett anderes Auto. Dieses Detail missfiel anscheinend auch meiner Freundin. Soweit ich mich erinnern kann spielten sich die ersten Sekunden, nachdem sie sich ins Auto setzte so ab:
Ich: „Und?“
„Hmm. Naja. Lass mich mich mal ein wenig aklimatisieren und dann sag ich´s dir.“
„Was heißt hier aklimatisieren? Wenn du in einem Auto sitzt weißt du doch, ob du´s gut findest oder nicht!“
„Ja. Ne. Ich weiß auch nicht. Der Audi hat mir besser gefallen.“
„Aha. Warum?“
„Weiß auch nich. Is halt so mein Gefühl.“
„Aha.“
Ich bin überhaupt kein Macho, aber an dieser Stelle ist es angebracht: „Frauen…“ (umgangssprachlich ist dieser Aufruf auch unter „Weiber..“ bekannt)
Wobei ich wahrscheinlich eine der wenigen abbekommen habe, die den Innenraum eines Porsche nicht mit einem aufreizenden Klimpern der Augen Richtung Fahrer quittieren, sondern mit einem kaum merklichen, aber doch wahrzunehmenden Nase rümpfen in den ersten Augenblicken nach dem Einsteigen. Immer diese verwöhnten Prinzesschen..
Ich lasse den Motor an. Der Sechszylinder Biturbo nimmt im Heck relativ verhalten seine Arbeit auf. Die Soundkulisse hat im Vergleich zum Vorgänger definitiv unter den zwei Turboladern etwas eingebüßt. Nahezu gleich geblieben ist aber das unverwechselbare mechanische Boxermahlen, welches jeder sechszylindrige Porsche mitbringt.
Ich stelle den Wählhebel des Porsche PDK auf „D“ und wir rollen vom Hof.
Ich liebe das Auto jetzt schon.
Dieses Gefühl verstärkt sich noch auf den ersten Metern. Der Porsche federt zwar wesentlich straffer als der R8, vermittelt aber dennoch ein Gefühl von unerbitterlicher Perfektion. Allein die Gangwechsel sind herausragend. Das Einzige, was man von Ihnen wahrnimmt, ist das Geräusch vom Motor, welches sich durch die fallende Drehzahl ändert. Sonst: Nix! Kein Rucken, kein Klacken, nix, garnix. Es ist wirklich beeindruckend. Viele heutige Automatikgetriebe schalten fast unmerklich, bei Porsche ist es noch einmal eine andere Liga.
Wir rollen gemütlich vor uns hin, ich probiere die Dämpferkennlinien aus. Es gibt normal und Sport. Im Normalmodus federt der Porsche, wie oben beschrieben, relativ straff. Im Modus Sport wird es eigentlich nur noch ungemütlich. Auf der Rennstrecke mag dieser Modus seine Vorteile haben (solange es nicht die Nordschleife ist), auf öffentlichen Straßen mit allerhand Spurrillen, Schlaglöchern und und und kommt man sich eher vor, als würde man auf einer zahmen Rüttelplatte reiten.
Ortsausgangsschild, ich gebe Gas. Der 911er springt voran, tut das aber deutlich gelassener als der R8 es tat. Gut, der Porsche hat 90 PS weniger und 2,2 Liter weniger Hubraum als der Audi. Außerdem kostet er mindestens 50.000 Flocken weniger. Geht also in Ordnung. In Wahrheit habe ich bloß einfach den normalen Fahrmodus drin gehabt. Als mir das einfiel, machte ich mich sofort auf die Suche nach einem Sportknopf auf der Mittelkonsole, finde aber keinen. Ich stutze, blicke aufs Lenkrad und erblicke den kleinen Drehregler, worauf mir sofort wieder einfällt, dass unser hübscher, weißer Flitzer ja das Sport-Chrono-Paket besitzt.
Mit dem haben wir die Wahl zwischen den Programmen Normal, Sport, Sport Plus oder Individual. Da unser Gefährt auch das PDK hat, gab es noch einen Knopf obendrauf. Damit werden die Systeme bis zu 20 Sekunden lang auf einen spontanen Leistungsabruf vorkonditioniert. Das Ganze nennt sich Sport Response Button. Er bereitet Motor und Getriebe auf maximales Ansprechverhalten vor, schließt das Wastegate des Turboladers, der dann deutlich schneller Ladedruck aufbaut.
Der Motor spricht spontaner an und erreicht so schneller seine maximale Leistung. Gleichzeitig wechselt das PDK in ein spezielles Schaltkennfeld, sodass alle Gänge höher ausgedreht werden.
Wie auch immer, ich habe es nicht ausprobiert. Das muss ich ganz ehrlich sagen, ich habe es nämlich schlichtweg einfach vergessen. Was ich aber getan habe, ist den Drehschalter auf Sport zu stellen. Die Leerlaufdrehzahl wird angehoben und um es mal in altem Eisenbahndeutsch zu formulieren: Wir haben gefühlt deutlich mehr Dampf im Kessel. Das merkt man auch. Sport, Vollgas und subjektiv würde ein R8 Spyder im Spiegel ziemlich schnell ziemlich klein werden. Wie gesagt: Subjektiv. Der Punch, den man beim Beschleunigen erfährt, ist beim Porsche aber definitiv aggressiver. Biturbo sei Dank.
Ein angenehmer Nebeneffekt des Sportmodus ist übrigens, dass der Porsche beim runtertouren mit dem Blubbern, Knallen und Pömpern gar nicht mehr aufhören will. Sicher ist das Geschmackssache – ich find´s geil.
Zurück zu den Fahrleistungen. Dass Längsdynamik nicht alles ist, haben wir schon beim Audi bemerkt. Geradeaus geht er fantastisch, auf der Auobahnauffahrt hingegen beginnt er zu schwächeln. Mit dem Porsche probieren wir das auch mal aus: Wir kommen angeflogen, gehen in die Eisen, lenken ein und der Porsche offenbart auch hier keine Schwäche. So stoisch, wie er durch die langen Kurven pflügt könnte man meinen, dass man auf den sprichwörtlichen Schienen fährt. Auf der Autobahn angekommen, folgt der nächste, gleiche Test wie beim Audi – Höchstgeschwindigkeit. Eine ganz so energische Beschleunigung oben heraus konnte der Dreiliter Boxer zwar nicht nachweisen, dennoch war er in nicht allzu langer Zeit auch bei 320 km/h angekommen.
Bemerkenswert ist aber, dass der Audi sich in diesen Geschwindigkeitsbereichen etwas ruhiger und routinierter angefühlt hat, als der Porsche. Das mag vielleicht am Radstand oder an der Form liegen, man lässt in diesen Bereichen mit dem Audi aber etwas weniger Schweiß ab.
Am Sachsenring angekommen wieder Fotos. Die Location musste gewechselt werden, da in unmittelbarer Nähe der ersten mit der Motorsense Gras gemäht wurde, was ein nicht unerhebliches Risiko von umherfliegenden, geschossähnlichen Kieseln beinhaltete. Da ein neues Muster auf der formschönen Karosse wirklich nicht sein musste, verlegten wir uns auf den Parkplatz vor der Kart-Halle. Danach noch ein Video von außen und es ging wieder zurück.
Übrigens war ich beim Zeitpunkt der Abgabe deutlich trauriger, als beim R8.
Fazit:
Beim Audi war es die Emotion, die beeindruckte, beim Porsche ist es die Perfektion. Kein anderes Auto, was ich kenne vermag es, sämtliche sportlichen Eigenschaften, die ein Fahrzeug haben kann so eindrucksvoll zusammenzufassen und perfekt auszuüben wie ein Porsche im Allgemeinen und ein 911 GTS im Speziellen. Gemütliches Cruisen geht genauso gut, wie eine Top Zeit auf der Rennstrecke hinzulegen.
Übrigens hat sich der Porsche mit 13 Litern derer 7 weniger gegönnt, als der Audi.
Mein Tipp: Wer auf Perfektion steht, mietet auf jeden Fall den Porsche!
Momentan ist dieser noch nicht auf DRIVAR online, ihr habt hier aber eine Auswahl aus ganz Deutschland.
Hallo Philipp das ist wieder ein sehr schöner Bericht aus deinem Auto Blog gefällt mir echt gut. Deinem Schreiben entnehme ich dass du dich persönlich eher für den Porsche entscheiden würdest als für den Audi auch wenn der Audi deiner Meinung nach sehr schön ist. Mach weiter so und verrate mal mir wie du die Autos immer bekommst 😉
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Hi,
vielen Dank für das Lob 🙂
Ja ich würde mich für den Porsche entscheiden, er ist einfach das vielseitigere und perfektere Auto. Ganz zu schweigen vom Kaufpreis.
Die Fahrzeuge habe ich für kurze Zeit zur Verfügung gestellt bekommen, da ich eine Kooperation mit Drivar habe. Daher auch die Links.
Liebe Grüße,
Philip
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Hallo Philip,
dein Bericht ist toll, ich bin absoluter Porsche Fan und das Auto was du berichtest ist klasse. Das Wort Boxermahlen ist mega, ich nannte es bisher röhren 😀
Danke für dein Bericht und beste Grüße,
Tony
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Vielen Dank für das Lob Tony. Ja wie man vielleicht im Bericht lesen konnte bist Du da nicht allein 😉 Freut mich, dass ich Deinen Wortschatz ein bisschen erweitern konnte.
Liebe Grüße,
Philip
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