Im Gespräch mit…Bar-Tek Motorsport

Was ist wichtig, wenn man seinem Auto mehr Leistung über eine reine Softwareoptimierung hinaus spendieren möchte? Richtig: gute Komponenten. Allein sie sorgen dafür, dass der Motor auch mit höherer und sehr hoher Leistung zurecht kommt und der Besitzer keine grauen Haare bekommt, weil ihm alle zwei Wochen beim anschauen des Gaspedals das Ding um die Ohren fliegt.
Der Punkt ist: gute Komponenten müssen getestet werden, um zu garantieren, dass sie auch wirklich gut sind. Und das machen viele Tuner oder Händler nicht. Sie vertrauen auf die Angaben der Hersteller, der Rest liegt in Gottes Hand. Hier ist mein heutiger Gesprächspartner anders. Jedes Teil, was bei ihm verkauft wird, wird bei ihm und von ihm getestet. Nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch im Auto. Es wird nur das verkauft, was in seinen Augen was taugt. Wie das alles angefangen hat und wie er dazu kam, frage ich ihn jetzt.

Hallo Bartek, schön dass Du Dir Zeit für ein Interview nimmst. Deine Firma ist ja schließlich europaweit der größte Händler für VW- und Audi- Tuningteile, da dürfte einiges zu tun sein.

Ja genug zu tun haben wir. Neben dem Online-Shop haben wir ja auch eine Werkstatt und einen Prüfstand, auf dem wir die Teile testen, um die Qualität zu gewährleisten. Auf dieser Basis haben wir dann auch irgendwann angefangen, eigene Bauteile zu entwickeln und zu schauen, wie die vorhandenen noch besser und haltbarer gemacht werden können.

Wie hat das angefangen? Lass uns gleich ganz an den Anfang gehen. Wann hast Du begonnen Dich effektiv für Autos zu interessieren?

Das begann schon als kleines Kind. Mein Bruder und ich haben ferngesteuerte Autos bekommen. Mein Bruder hat damit gespielt und ich hab sofort angefangen das Ding zu zerlegen um zu schauen wie das funktioniert. Da fing die Sucht beim Auto an.

Dir wurde es also in die Wiege gelegt könnte man sagen. Anschließend hast Du dich natürlich auch beruflich in diese Richtung orientiert. Wie war Dein beruflicher Werdegang bis zur Selbstständigkeit?

Nach dem Abi bin ich auf die Hochschule gegangen. BWL und kaufmännische Geschichten um einen Grundstein für die Selbstständigkeit zu legen, weil das von Anfang an das langfristige Ziel war. Dann habe ich die Ausbildung bei KWL Motorsport gemacht mit dem Schwerpunkt Motoren- und Getriebebau, eine Firma die sich vor allem mit VW und Audi Motorsport beschäftigt hat. Dann musste ich meinen Zivildienst ableisten und hatte anschließend die Chance in Köln bei Toyota Motorsport in der Formel 1 zu arbeiten, was auch ein großer Traum von mir war. Zehn Jahre war ich dort – 5 Jahre an der Rennstrecke als Motorenmechaniker und anschließend habe ich intern eine Weiterbildung zum Motorentechniker und Prüfstandstechniker erfolgreich absolviert. Ich kam ins Testteam und hatte dort dann die Aufgabe Telemetriedaten auszuwerten, Software zu schreiben und und und. 2009 habe ich dann aufgehört und bin in die Selbstständigkeit gegangen. Davor habe ich aber bereits parallel den Onlineshop betrieben. Das war der erste Onlineshop mit Originalteilen für G-Lader. Da ging es schon los, dass ich das peu á peu aufgebaut habe.

Warum Motorenbau? Warum nicht Fahrwerke, Karosserie, Aerodynamikentwicklung?

Der Motor ist das Herz eines Rennwagens. Und es heißt ja auch Motorsport und nicht Fahrwerkssport. Mich fasziniert die Mechanik des Motors, der Klang und die Technik dahinter. Kurzum also Interesse und Emotion die mich in die Motorenkonstruktion getrieben haben.

Wie kam es dann zum Entschluss die Firma zu gründen? Warum wolltest Du nicht zu einem anderen Rennteam oder in eine andere Serie. Wenn man in Deiner Position in der Formel 1 gearbeitet hat, stehen einem ja alle Türen offen.

Ich wollte dann nicht mehr im Motorsport arbeiten. Das ist alles sehr stressig. Außerdem war es immer mein Traum selbstständig zu sein, damit ich alles so machen kann, wie ich es will und nicht so wie andere es mir sagen.

Wieso VAG-Tuning? Bist Du da einfach hängen geblieben, weil Du damit auch angefangen hast?

Genau. Außerdem habe ich dadurch eine gewisse Leidenschaft für die Fahrzeuge entwickelt, die bis heute besteht. Ausserdem muss man(n) sich spezialisieren, die Motortechnik wird ja immer komplexer. Wer alles macht, kann nicht alles perfekt machen, da bleiben wir bodenständig und sind lieber Experten für die gesamte VAG Gruppe.

Was fasziniert Dich am Tuning so sehr?

Ich finde die Individualität die daraus entsteht sehr toll. Jeder kann genau das Auto bauen was er möchte. Optisch, technisch und so weiter. Man kann alles so bauen, wie man es selbst gern möchte. Und natürlich die Beschleuingung und der Klang vom Motor!

Was macht Dir an Deiner Arbeit die größte Freude?

Etwas zu erschaffen, was noch keiner hat. Sachen am Motor bauen, Teile an der Drehbank drehen, das Entwickeln an sich. Das ist auch das was mir am meisten Spaß macht. Leider habe ich dafür nicht so viel Zeit wie ich möchte. Ich versuche mir immer die Zeit zu nehmen. Das klappt aber nicht immer.

Ihr seid auch schon seit über  zehn Jahren im Motorsport aktiv. Wann kam die Entscheidung auch im Motorsport aktiv zu werden und was macht ihr konkret?

Wir sind da nicht mehr als Rennteam and der Strecke direkt aktiv. Wir befinden uns aktuell eher im Sponsoringbereich. Wir unterstützen ambitionierte Fahrer, für die wir die Motoren aufbauen und die unsere Teile dann auf der Rennstrecke testen und uns auch Rückmeldung darüber geben. So können wir dann Teile weiterentwickeln und bekommen direktes Feedback von der Rennstrecke für die Strasse.

Ihr habt ja auch Projektautos gebaut. Erzähle was darüber.

Wir haben angefangen mit dem Golf 2 und haben für jede Golfgeneration ein eigenes Projektauto gebaut. Dadurch konnten wir uns dann auch zu Experten in jedem Golf-Bereich entwickeln. Die Fahrzeuge bleiben auch in unserem Pool, damit wir jedezeit am Fahrzeug Teile probieren können.

Auf was bist Du ganz besonders stolz?

Wir haben es gescahfft alles unter einem Dach zu bekommen. Shop, Werkstatt und Prüfstand. Also von der Entwicklung bis zum Verkauf ist alles hier. Wir haben ein zentralisiertes Know-How könnte man sagen und können schnell auf Änderungen reagieren. Eine weitere Sache ist, dass wir aus Niederlagen lernen. Wenn was schief geht, machen wir solange weiter bis es dann klappt.

Gehen wir mal mehr in den allgemeinen Sektor und auf Dich und Deine Mitarbeiter ein. Ich beginne mit der Frage unter Autofans schlechthin: Was sind Deine drei Lieblingsautos und warum?

Eigentlich nur der Audi R8. Den haben wir auch gerade für einen Umbau da. Supercooler Sportwagen, fährt sich klasse. Wie ein Turbo ohne Turboloch.

Wieviel Leistung habt ihr da angepeilt?

1000-1500PS in mehreren Stages.

Sehr interessant. Wenn ich mal in der Gegend bin rufe ich an und Du nimmst mich mit?

Klar machen wir!

Ich hab mal den R8 Spyder mit 540PS gefahren. Sound und Längsdynamik waren der Hammer. Von Gesamterlebnis und Querdynamik war ich aber eher enttäuscht.

Ok. Ja gut so können sich die Meinungen unterscheiden. Ich hab aber auch ein Coupé. Vielleicht fährt sich das anders.

Was hattest Du bis jetzt für Autos?

Ich bin selbst mein bester Kunde. Alle Projektautos fahre ich selber, um sicher zu gehen, dass auch alle Teile das tun, was sie tun sollen. Ich zähle mal rückwärts auf: Jetzt der R8, davor der Golf 7, Audi RS3, Golf 6, Golf 5, Golf 4, Golf 2, Polo 1.

Abgesehen vom R8..welches von diesen Autos ist Dein persönlicher Favorit?

Der Golf 6 GTI DSG. Der macht am meisten Spaß zu fahren. Knapp 400 PS, das reicht völlig aus. Der hat auch ein sehr schön abgestimmtes Fahrwerk. Der Golf 7 ist schon wieder sehr grob was das angeht.

Wie viele Mitarbeiter hat die Firma? Sind die auch alle so verstrahlt wie Du in puncto Fahrzeuge?

Ja die sind auch alle so verstrahlt. Das ist auch die Grundbedingung um hier zu arbeiten. Sonst macht das ja auch keinen Spaß. Wir sind insgesamt zu siebt und jeder mischt überall ein bisschen mit. Sodass jeder am Ende sagen kann: „An diesem Projektauto steckt auch was von mir mit drin.“

Was ist für Dich das coolste Auto auf dem Firmenparkplatz?

Das ist der R8. Wenn es um Mitarbeiterautos geht, ist es der Audi TT von Tim. 2.0 TFSI mit 400 PS.

Was ist Dir besonders wichtig in der Zusammenarbeit mit Deinen Mitarbeitern?

Dass alle auf einer Ebene sind. Wir sind alle per Du. Wichtig ist der Respekt untereinander und der Team-Charakter.

Und im Bezug auf Kunden? Was kann der Kunde bei Dir erwarten? Warum sollte er bei Dir einkaufen und nicht bei einem Deiner Mitbewerber?

Bei uns kommt alles aus einem Haus. Wir testen, entwickeln und verbürgen uns für das Produkt. Wir packen die Pakete immer so, dass sie so sind, wie wir sie erhalten wollen würden. Wir stehen mit Leidenschaft dahinter und wollen nicht nur Geld verdienen.

Was ist für die Zukunft geplant? Irgendwelche neuen Projekte, Entwicklungen? Etwas worüber Du sprechen kannst?

Der R8 muss fertig werden. Dann werden wir mehr in die Audi RS Schiene gehen, um uns auch hier zu spezialisieren. Dann Golf 8 sobald alle Modelle draußen sind und natürlich auch Elektromobilität.

Durch meinen Job als Entwicklungsingenieur für autonomes Fahren habe ich auch eine Berührungspunkte in Sachen E-Mobilität. In meinen Augen gibt es nur folgende Dinge, um ein E-Auto zu tunen: Akkukapazität, Software zur Verbesserung der Akkuausnutzung sowie mehr Output in Situationen in denen man Leistung braucht. Wie seht ihr das?

Genau wie bei den Verbrennungsmotoren werden hier Grenzen gesetzt, um die Bauteile zu schonen. Hier kann man ansetzen, um etwas mehr Leistung rauszuholen. Wie Du gesagt hast vielleicht über eine Art „Push-to-Pass“-System oder ähnliches. Außerdem gibt es natürlich auch Individualisierungsmöglichkeiten, die nicht direkt mit der Art des Antriebs zusammenhängen.

Was hälst Du von E-Mobilität? Ich bin kein großer Fan davon. Die Reichweite passt noch nicht, die Produktionskette ist in puncto Umweltfreundlichkeit fraglich und und und.

Natürlich ist es noch nicht ausgereift. Wo kommt der Strom her? Wenn er nicht aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, macht das wenig Sinn. Die Produktion der Akkus ist, wie du selbst schon gesagt hast ist auch fraglich. Aber da wird in Zukunft auch Technik kommen, die diese Fehler behebt.

Ich persönlich bin eher der Fan von Wasserstoffantrieben oder auch E-Fuels und bin der Meinung, dass hier viel mehr Geld in die Hand genommen werden sollte. Allerdings wissen wir ja, dass die deutsche Politik sich hier querstellt was die Wahl von alternativen Antrieben angeht. Das ist auch schädlich, da es ohne Technologieoffenheit sehr schnell passieren kann, dass andere Unternehmen wie Hyundai uns den Rang ablaufen.

Wir schauen uns selbstverständlich auch die anderen Alternativen an. Das war bloß ein Beispiel. Wir müssen abwarten und dürfen keine Angst vor der Zukunft haben. Sonst bleiben wir auf der Strecke.

Danke für den Einblick. Falls ich mal wieder in der Gegend bin und Du Zeit für mich hast, würde ich mich über einen kleinen Rundgang durch die heiligen Hallen freuen.

Das machen wir dann auf jeden Fall!

Anmerkung: Die hier gezeigten Fotos sind der Seite von Bar-Tek Motorsport entnommen!

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3 Kommentare zu „Im Gespräch mit…Bar-Tek Motorsport

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