Die Auto-Industrie ist auf Gewinn aus. Das liegt in der Natur der Sache, war schon immer so und ist auch vollkommen in Ordnung. Mit der stetigen Entwicklung der Turbo-Technik, wobei immer perfektere und vielfältigere Motoren entstehen, eröffnen sich jetzt ganz neue Möglichkeiten. Wo früher AMG, BMW, Audi und dergleichen viele unterschiedliche Motoren entwickelt haben, reicht nun flächendeckend ein und derselbe, welcher nur mit ein paar anderen Bauteilen und neuer Software neu abgeschmeckt werden muss.
Die Einleitung führt uns zu BMW. Zum gleichen Motor wie im letzten Artikel (Aufladungskonzept 2). Dieser wird nämlich, ganz im Sinne der Einleitung, flächendeckend im 340i, über den M135 und M235, bis hin zum M3 und M4 verbaut. In letzteren wurde er, wieder ganz im Sinne der Einleitung, mit teilweise anderer Hardware und Software neu abgeschmeckt.
Doch was wurde genau geändert? Wie der Name schon sagt, ist die M-GmbH stolz auf das „M“ wie „Motorsport“ in ihrem Namen und der ist Programm. So kommt vor allem Technik aus dem Motorsportbereich wie eine extraleichte, geschmiedete Kurbelwelle, eine Closed-Deck-Bauweise, um höhere Zylinderdrücke fahren zu können, sowie weitere Leichtbau- und Rennsporttechnik zum Einsatz.
Statt des einen Twin-Scroll-Laders, der den M135i zwangsbeatmet, kommen im M4 zwei relativ kleine Monoscroll-Lader zum Einsatz. Diese ganzen Maßnahmen sorgen dafür, dass der sogenannte S55 Motor in den Tests immer wieder begeistert. Während die Verdichtung, sowie Bohrung und Hub unangetastet blieben, dürfen die beiden Lader jetzt 1,3 bar in den Hubraum befördern, statt der 0,8, die es bei dem einen Twin-Scroll Lader im N55 Motor waren. Diese sorgen für einen wahrhaft männlichen Haltedruck, der die Leistung von 431 PS von 5500-7300 Touren aufrecht erhält und das maximale Drehmoment von 550 Nm von 1850-5500 U/min. Der Übergang zwischen dem maximalen Drehmoment und der maximalen Leistung ist also fließend. Das sorgt, wenn man den Tests glauben darf, für ein wahrhaft saugmotorisches Erlebnis. Und ja, Sie haben oben richtig gelesen. Die maximale Leistung liegt bis 7300 U/min an. Der Begrenzer springt erst bei 7500 in die Bresche. Und das bei einem Turbomotor. So langsam können gestandene Saugerfans wirklich ins grübeln kommen. Einzig und allein der Sound weiß durch die Turboaufladung in den meisten Ohren nicht so zu überzeugen, wie der des Vorgängers mit dem guten, alten V8.
Doch gehen wir noch einmal auf den Motor ein. Durch eine geschmiedete Kurbelwelle und eine Closed Deck-Bauweise mögen ja die Leistungswerte zustande kommen können. Auch die Drehbegabung. Aber überall liest man doch und einige hatten und haben das Glück dies auch zu erleben, dass der Motor auch in allen Bereichen ansatzlos Gas annimmt und somit auch im Ansprechverhalten einem Saugmotor in nichts nachsteht.
Um dies zu erreichen, haben sich die Münchener ein besonderes „Schmankerl“ ausgedacht. Der S55-Motor verfügt nämlich über ein Anti-Lag-System. Doch keine Angst liebe M3/M4 Besitzer. Um zu verhindern, dass sich, wie im Artikel beschrieben, der Motor nach relativ kurzer Zeit selbst in Stücke reißt, gibt es den sogenannten Bauteilschutz. Dieser sorgt dafür, dass die Überbrückung der Lastwechsel nicht zu lang und der Motor somit nicht zu stark belastet wird.
„Halt!“, werden jetzt noch einige rufen. „Der M3/M4 mag ja ein super Auto sein und der Motor auf ganzer Linie überzeugen, aber für die ganz Harten unter uns hatte BMW doch immer eine Topversion. Einen E46 CSL oder etwa einen E92 GTS!“ Ja natürlich. Ist schon unterwegs. Im Frühjahr 2016 kommen auch die „ganz Harten“ und vor allem gut betuchten wieder auf ihre Kosten. Dann kommt nämlich der M4 GTS auf den Markt. Für schlappe 142600€. Dieser, auf 700 Stück limitierte Sportler verfügt über diverse Spoiler und andere Aerodynamikfeatures, sowie über ein einstellbares Gewindefahrwerk.
Der Innenraum ist ausgeräumt und nur mit einem Überrollkäfig geschmückt. Schalensitze für Fahrer und Beifahrer inklusive. Doch das ist bei einem Artikel einer Reihe, bei der es um Motoren geht zweitrangig und dient nur der Verkomplettierung des Bildes. Der eigentliche Clou sitzt sowieso im Motor selbst. Denn dieser produziert nun dank geänderter Software und Wassereinspritzung 500 PS und 600 Nm.
Die Wassereinspritzung ist kompliziert umzusetzen, die Idee dahinter ist aber recht einfach. Wasser wird als feiner Sprühnebel in den Sammler des Saugmoduls gesprüht. Hier kühlt es die Ansaugtemperatur herunter und der Motor kann durch die kühlere Luft mehr Leistung produzieren. Somit kann dieser Motor höher temperierte Betriebszustände fahren, als eigentlich möglich. Einen Haken gibt es trotzdem: Wenn man den GTS sportlich bewegt, ist der 5 Liter Wassertank schneller leer als man glaubt und das Steuergerät regelt die Leistung herunter. Dann fährt man wieder einen normalen S55 Motor.
Fazit:
Die Bayerischen Motoren Werke haben es wieder mal geschafft ihrem Namen alle Ehre zu machen und einen fabelhaften Motor zu bauen, bei dem selbst eingefleischte Saugmotorfans ins Grübeln nach ihrer Gesinnung kommen werden. Ansprechverhalten, Drehverhalten, Kraftentfaltung. Alles scheint zu passen. Zwar gibt es noch keinen Dauertestbericht, aber zumindest Motortechnisch dürften die 431 PS einen 3 Liter Sechszylinder mit Motorsportgenen nicht überfordern. Der GTS setzt das technologische Highlight der Baureihe. Man sollte sich nur selbst fragen, ob er einem tatsächlich so viel Wert ist, wie zwei Serien-M4.